06.06.2010 Bonn (Deutschland)

Hallo erstmal! Wir sind wieder da! Hier also unser Abschlussbericht...und noch einige Bilder...viel Spass.

Von Reims ging es ueber viele Huegel nach Nancy. Nancy ist eine kleine, verschlafene Studentenstadt mit einem wunderschoenen zentralen Platz (Place Stanislas). Auch der Rest des Stadtzentrums besteht aus alten, sehr gepflegten Haeusern. Alles in allem sehr nett (der kleine Bruder von interessant), aber auch nicht wirklich aufregend. Das Aufregenste war der Kauf einer "Coleman"-Gaskartusche...endlich wieder heissen Tee zum Fruehstueck...endlich wieder selbst zubereitete warme Kueche am Abend. Herrlich...ein Traum. An diesem Punkt bemerkt der geneigte Leser mit welch simplen Dingen wir mittlerweile zufriedenzustellen sind. Man wird genuegsam und empfindet Dinge als Luxus, die fuer viele selbstverstaendlich sind.

Ab Nancy fuehrte uns unser Weg hinein in die Vogesen...bergauf. Kalt, feucht, einsam und abgeschieden war es an unserem ersten Stop in Celles-sur-Plaine. In den kleinen Ortschaften hatten wir das Gefuehl, dass die Zeit stehengeblieben ist oder besser, dass diese sich nicht mehr bewegt. Vielfach gleichen die Orte Geisterstaedten. Die dichten Waelder und die tiefhaengenden Wolken geben dem ganzen eine duestere Stimmung. Wir sind jedoch froh diesen Weg eingeschlagen zu haben, denn so lernen wir Frankreich noch einmal von einer anderen Seite kennen. Am darauffolgenden Tag kletterten wir zum Col du Donon hinauf, mit 727 m der hoechste Punkt unserer Frankreichrunde. Wir lieferten uns ein Rennen mit einem franzoesischen Rennradfahrer, der uns am Berg jedoch nicht abschuetteln konnte. Gut, der Mann war siebzig Jahre oder so, aber Rennrad bleibt Rennrad. Auf dem Col war es kalt und windig und die 7 km lange Abfahrt nach Schirmeck liess uns bis ins Mark hinein frieren...bibber. Nur langsam konnten uns die Strahlen der Sonne wieder aufwaermen. Sonnenstrahlen?. Sonne?. Ja, Sonne und Waerme. Das wir das noch erleben durften. Freude kam auf...die jedoch nicht lange waehrte. Die Hauptstrasse durch dieses enge Tal aus den Vogesen heraus Richtung Strasbourg ist eine Schnellstrasse die wir nicht befahren durften. Nach einiger Sucherei fanden wir eine Nebenstrasse, die in dieselbe Richtung wie die Schnellstrasse fuehrte. Leider war diese Nebenstrasse nach 10 km wegen Bauarbeiten gesperrt. Eine Umleitung war natuerlich nicht ausgeschildert. Also suchten wir uns mit unserem doch recht mangelhaften Kartenmaterial einen neuen Weg. Dieser fuehrte uns bergauf und bergab durch malerische Weindoerfer und deren Weinberge. Schliesslich beendeten wir den Tag nicht wie geplant in Strasbourg, sondern in Wasselonne etwa 30 km noerdlich von Strasbourg. Allerdings war dies nicht schlimm. Wasselonne ist ein kleines, gemuetliches Stadtchen mit schoenen Fachwerkhaeusern. Im "Au Saumon" einem alten Hotel/Restaurant mit modernem Anbau gab es fuer 19 Euro ein erstklassiges Menu. Escargots zur Vorspeise, Fisch in Rieslingsosse und Creme Caramel zum Dessert...hmmmmmmmmmmmmmmmmmm!

Am naechsten Tag begruesste uns blauer Himmel und strahlender Sonnenschein (der uns einen schoenen Sonnenbrand bescherte.). Guter Dinge fuhren wir eine kurze Tagesetappe nach Strasbourg. Wir bummelten durch die Stadt und genossen den Sonnentag mit vielen, vielen anderen Touristen. Am naechsten Tag ging es dann Richtung Sueden nach Colmar. Bei herrlichem Pfingstwetter legten wir die 82 km nach Colmar bis 12.00 Uhr zurueck. Nebenbei fielen die 11.000 km im jetzt historischen BOOFZHEIM. Am naechsten Tag ging es wieder gen Norden bis nach Kehl genau gegenueber von Strasbourg auf der deutschen Rheinseite gelegen. Also standen wir nach vielen Monaten wieder auf deutschem Boden. Bei immer noch herrlichstem Pfingstwetter goennten wir uns eine Riesen-Chilli-Currywurst mit Fritten im reichlich belebten Biergarten des Campingplatzes. Ein echtes Muss beim Besuch von Kehl...was die Schlussfolgerung offenlegt, dass es ansonsten nichts zu sehen gibt. Weitere Stationen auf dem Weg nach Norden waren Karlsruhe mit dem kurfuerstlichen Schloss, danach ging es bei stroemendem Regen nach Speyer (mit dem beeindruckenden Kaiserdom) und schliesslich stand Heidelberg auf dem Programm (gorgeous). So naehrten wir uns langsam aber sicher dem Ende unserer Reise. Mit gemischten Gefuehlen machten wir uns auf die letzten Kilometer.

Nach 313 Tagen auf der Reise und 11.518 km auf dem Rad erreichten wir schliesslich den Mittelrhein, den Ausgangspunkt unserer Reise. Bei Simones Vater wurden wir dann von unseren Familien mit einer tollen Ueberraschungsparty empfangen.

 

Ein Jahr voller aufregender Erlebnisse und Begegnungen ging zu Ende. Die Erfahrungen und Eindruecke die wir gesammelt haben, werden hoffentlich fuer lange Zeit ausreichen, um uns nicht wieder zu schnell in den alten Trott hineindraengen zu lassen. Auf unserer Reise sind wir auf Menschen mit den unterschiedlichsten Lebenskonzepten und Lebenslaeufen getroffen. Alle haben jedoch eins gemeinsam. Sie sind ungewoehnlich und zeigen, dass man sein Leben jederzeit aendern und aus den ueblichen Bahnen ausbrechen kann. Es bedarf nur ein bisschen Mut und Willen. 

Wir moechten auf diesem Weg allen Menschen danken, die uns bei unserem Projekt so toll unterstuetzt haben, fleissig unsere Homepage gelesen haben, uns mit lustigen Eintraegen in unserem Gaestebuch versorgt haben, uns mit e-mails immer auf dem Laufenden gehalten haben und uns sogar im fernen Australien besuchen gekommen sind.  

Danken moechten wir aber auch den Menschen, die wir auf der Strasse getroffen haben und mit denen wir nur wenige Augenblicke oder auch mehrere Tage verbracht haben. Wir moechten den Menschen danken, die uns zu sich nach Hause eingeladen haben und von denen wir lernen durften, was Gastfreundschaft und Grosszuegigkeit bedeutet und die uns inspiriert haben neue Pfade zu betreten. All diese Menschen werden fuer den Rest unseres Lebens ein kleines oder auch groesseres Zimmer in unseren Herzen bewohnen, denn sie sind Teil der Erkenntnis, dass "es nicht darauf ankommt dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben" (norwegisches Sprichwort).

 

Ride on until we meet again! To be continued...?

22.05.2010 Strasbourg (France)

Hallo aus Frankreich. Getreu dem Motto: Wir werden in ein Land reisen in dem wir uns nicht verstaendigen koennen und es wird nicht Malaysia sein, haben wir uns ins Abenteuer gestuertzt und sind nach Paris geflogen. Aber alles nach der Reihe.

Nach vier Tagen im Paradies auf Langkawi ging es zurueck in die harte, komfortlose Backpackerwelt. Ohne Probleme ging es mit dem Flugzeug nach Singapore. Dort verbrachten wir die verbleibenden Tage mit den einzigen Dingen die man dort tun kann...Shopping und Essen. Haeufig sind die zum regulaeren Preis angebotenen Waren nicht wirklich viel guenstiger als in Deutschland. Allerdings gibt es ohne Ende Angebote. So glaubten wir zuerst nicht unseren Ohren zu trauen, als wir beim Kauf einer Levis fuer 109 SGD aufgefordert wurden uns noch Dinge fuer 100 SGD auszusuchen. Erst als die Verkaeuferin uns nachdruecklich zurueck in den Laden scheuchte und wir nochmal staunend nachfragten, glaubten wir ihr. Mit 2 Levis fuer 150 SGD (grob 80 Euro) verliessen wir den Laden. Solche Angebote gibt es ueberall. Kaufen sie 2 fuer den Preis von einem und "on top" gibt es noch das dritte fuer umsonst dabei (oder so). Da aergert man sich schon, wenn man nicht genug Platz im Koffer hat und die zollfrei Grenzen irgendwann erreicht sind. Ganz besonders aergert man sich, wenn man an die Preise denkt, die man in Deutschland fuer die identischen Produkte zahlt.

Nicht ohne Wehmut traten wir dann unseren Weg zum Flughafen an. Der Gedanke daran, dass wir uns jetzt tatsaechlich auf dem Rueckweg befinden, stimmte uns nicht sehr froh. Aber wir wussten ja waehrend der ganzen Zeit, dass dieser Tag kommen wird. So ging es wieder mit den verpackten Raedern zum Schalter von Singapore Airlines...diesmal hatten wir das Gewicht unseres Gepaeckes es ziemlich perfekt ausgelotet. Handgepaeck 7 und 6,7 kg, aufgegebenes Gepaeck 19,9 kg. Und dann schenkte uns Singapore Airlines kurzerhand 600 USD, die eigentlich fuer die Raeder angefallen waeren. Die Frau am Check-in fragte, ob wir ihr den Gefallen tun wuerden und die Raeder auf einen bereitstehenden Karren zu laden. Fuer 600 Dollar? Klar! Wir waren ziemlich ueberrascht und nahmen das Bonbon dankend an. Nach den Regularien der Airline haetten wir fuer die Raeder von Sydney nach Paris insgesamt mindestens 1.000 USD zahlen muessen und damit hatten wir auch eigentlich gerechnet. Gezahlt haben wir nichts. Unser Entschluss steht fest...wir fliegen nur noch mit Singapore Airlines.

Nach 12 Stunden Flug landeten wir dann in Paris und was soll man sagen...Bonjour Tristesse. Kalt und ungemuetlich und mit dem nicht sehr einladend aussehenden Flughafengebaeude von CDG begruesste uns die alte Welt. Grau in grau, voller Graffiti und heruntergekommenden Vorstadtzuegen schuerte der Empfang eher unsere Depressionen, als er sie hinwegfegte. Erst als wir unser erstes Pain au chocolat in der Hand hielten, erhellten sich unsere Mienen ein wenig.

Einen ganz besonders warmen Empfang gaben uns dann Susanne (Simones Freundin aus Schultagen), ihr Mann John und die beiden Kinder Judith und Justine. Hier verbrachten wir ein sehr schoenes Wochenende mit Ausfluegen, hervorragendem Essen und guten Getraenken aus Johns Wein- und Cognacvoraeten. Ein toller Start um uns in der "alten Welt " wieder zu aklimatisierten. Apropos Klima...wir froren wie die Schneider...23 Grad Temperaturunterschied...schnatter. Allerdings gab es einen Wehmutstropfen...Justine (Simones Patenkind) war mit Simones architektonischer Leistung beim Bau von Doras Haus ganz und gar nicht einverstanden. Den Anspruechen der Bauherrin konnte nicht Genuege getan werden (siehe "Reisezitate"). 

Als Kulturprogramm standen "France Miniature" (Frankreich in klein) und ein Besuch im Schloss von Versailles an. Der Schlossbesuch war an einem Sonntag und entsprechend schoben wir uns mit den Massen von Gleichgesinnten durch die Raeume und den Spiegelsaal. Allerdings, so versicherte uns Susanne, sieht es an keinem Tag der Woche anders aus. Das Schloss von aussen zu betrachten und einen Spaziergang durch die weitlaeufigen Gaerten zu machen ist bei weitem interessanter als ein Gang durch die Hallen der Koenige anzutreten. Die meisten Raueme sind leer, da waehrend der franzoesischen Revolution alles geklaut wurde, was nicht niet- und nagelfest war und was nicht zerstoert ist, wurde waehrend der vergangenen Jahrhunderte ueber den ganzen Globus verteilt. "Einmal kann man es machen", nach diesem Wahlspruch ist es interessant den Spiegelsaal zu sehen und sich vorzustellen, dass der gute Koenig am anderen Ende auf seinem Silberthron hockte und den Besuch empfing...besser noch sich vorzustellen selber auf dem Throne zu sitzen.

Nach einem schoenen und geruhsamen Wochenende, ging es dann auch los in Richtung Heimat. Bei leichter Nieselregen und 10 Grad. Herrlich! So stellt man sich Paris im Mai vor. Der Nieselregen wurde zu dichtem Dauerregen und wir froren trotz 5 Lagen Kleidung. Alles Warme hatten wir ja schon nach Hause geschickt. Der Regen ging, aber die Kaelte blieb auch waehrend der naechsten Tage.

Unsere Route fuehrte uns abseits der Hauptstrassen durch die vielen malerischen und auch durch die weniger malerischen Staedtchen rund um Paris, hinaus in die weiten, nicht endend wollenden Rapsfelder Richtung der Schauplaetze der blutigen Schlachten des 1. WK rund um Reims, dem Argonnerwald und Verdun. Die Spuren sind nicht mehr sichtbar, doch in jedem Ort stehen Denkmaeler, die an die Gefallenen erinnern und wir radelten an vielen Soldatenfriedhoefen vorbei. Der Anblick laesst uns nachdenklich werden und das Leid der Menschen die hier einen sinnlosen Tod gestorben sind wird greifbar, obwohl dies alles fast 100 Jahre zurueckliegt. Doch auch schon zu Napoleons Zeiten eignete sich die Region offenbar schon gut als Schlachtfeld. Beim Chateau von Montmirail liefen wir etwas verwundert durch ein Feldlager mit Uniformierten, die hier eine napoleonische Schlacht nachstellten. Am Nachmittag und Abend hoerten wir aus der Ferne dann das Donnern der Kanonen und der Gewehre.

Doch auch weniger grausige Denkmaeler wie die imposante Kathedrale von Reims saeumten unseren Weg. Bei einer Besichtigung der Champagnerkellerei "Pommery" liessen wir uns in die Kunst des Champagnermachens einfuehren. In all den kleinen Orten gab es kulinarische Leckereien wie z.B. Pied de Chochon (Schweinefuesse). Zum "Essen wie Gott in Frankreich" ist zu sagen, dass es gefaehrlicher ist hier etwas von der Speisekarte zu bestellen, als es das in Malaysia war. So waehlte Uwe z.B. einen Auflauf nach Schaeferart, in dem Kuttelwurst drin war. Ohne es zu merken, hat man Rinderhirn oder irgendwelche Spezialitaeten, die mit den Fortpflanzungsorganen von Bullen oder Pferden zu tun haben auf dem Teller.

Ueber Nancy ging es dann in die Vogesen und hinueber nach Strasbourg. In Strasbourg kam dann auch das schoene Wetter endlich zu uns, aber davon spaeter mehr...

01.05.2010 Langkawi (Malaysia)

So da sind wir wieder...in Langkawi...kurz vor dem Rueckflug nach Europa...einige Tage im Paradies bleiben uns noch. Hier der Bericht bis Langkawi und neue Bilder.

Unser naechster Stop war Port Dickson ein Urlaubsort an der Westkueste Malaysias. Auf dem Weg dorthin trafen wir die ersten Reiseradler in Malaysia. Drei junge Malayen waren mit ihren beladenen Raedern und Ortliebtaschen unterwegs. Leider konnten wir uns nicht wirklich mit Ihnen unterhalten, da sie nicht viel Englisch sprachen. Also reduzierte sich die Konversation auf anerkennendes Kopfnicken und dem nachdruecklichen Aufsagen von Orten wo man war und wo man noch hin will. Als wir uns dem Ort naeherten, sahen wir schon von weitem die ersten Bettenburgen am Strand stehen. Die Resorts und Hotels waren hier alle ziemlich teuer, obwohl der Strand nicht sehr einladend wirkte. Wir schauten uns die Budget-Unterkuenfte an, die der Lonely Planet empfiehlt und suchten schnell das Weite. Grauselig!

Also griffen wir tief in die Tasche und nahmen uns ein schoenes Zimmer in einem Hotel fuer 162 Ringgit (etwa 40 Euro). Im 9. Stock hatten wir eine tolle Aussicht und konnten auch ein heraufziehendes Gewitter aus naechster Naehe beobachten. Wir genossen den Luxus und es gab zum Ausgleich fuer die "teure" Unterkunft leckere Maggi-Fertignudeln aus dem Becher zum Abendessen.

Nach einem ausgiebigen Fruehstueck am Hotel-Buffet brachen wir Richtung Kuala Lumpur auf. Es war bereits ziemlich heiss und die Strecke fuehrte ueber einige Huegel und Anstiege. An diesem Tag sahen wir auch das erste malayische Wildlife. Eine Horde Affen sass gemuetlich in einem Baum und ein Leguan lungerte am Strassenrand rum. Uebrigens sind hier Leguane, Schlangen und vereinzelt Affen das uebliche Roadkill. Die Fahrt in die Stadt war extrem anstrengend. In so eine grosse Stadt ohne vernuenftiges Kartenmaterial (gibt es nicht zu kaufen) und vor allem mit einer bescheidenen Ausschilderung hineinzufahren ist immer ein grosses Abenteuer. Wie fast alle Reiseradler auf deren Seiten wir im Internet gesurft sind, endeten auch wir auf einer der sechsspurige Autobahnen. Aber die Poizei versicherte uns, dass wir ruhig auf diesen Strassen nach KL reinfahren koennten. Von weitem konnten wir schon die Petronas-Towers und die beeindruckende Skyline von Kuala Lumpur sehen (oder durch den Dunst erahnen). Nach 90 km kamen wir tropfnass im Hostel an und mussten dann auch noch die Fahrrader bis in den 5. Stock schleppen. Abends machten wir noch einen kurzen Rundgang durch unser Viertel und den Nachtmarkt in Chinatown, der mal wieder aus einer bunten Mischung von Asia-Nippes, Louis Vuitton Taschen und Rolexuhren bestand. Natuerlich alles Originalteile!!!

Am naechsten Morgen (Simones Geburtstag) zogen wir in ein anderes Hostel um, dass etwas komfortabler war und wo das Zimmer auch ein Fenster hatte. Die Vermietung von fensterlosen Raeumen ist in Malaysia nicht ungewoehnlich und kann einem sogar in Hotels passieren. Danach stand erst mal Shopping, Essen und ein Rundgang durch Chinatown, den Central Market etc. auf dem Programm. Kuala Lumpur ist ein Paradies fuer alle Shopping-Suechtigen. Man kann von einer Mall in die naechste marschieren und sich durch die naechsten 10 Stockwerke arbeiten. Die exclusiveren Malls sind sehr beeindruckend und vollgepackt mit Gucci, Chanel und Rolex (diesmal aber die Echten). Gekauft haben wir allerdings bis auf ein T-Shirts nichts. Ein lustiges Spiel in Malaysia ist das "Catch the customer!", das die Kaufleute im Textileinzelhandel bei jedem ihrer Lehrgaenge eingepruegelt bekommen. Sobald man ein Geschaeft betritt schiesst aus irgendeiner Ecke ein junges Maedchen oder ein Bub auf einen zu und weicht einem nicht mehr von der Seite. Auch ein freundliches: "Wir schauen uns nur mal um," hilft nichts. Die Witterung ist aufgenommen und man wird auf Schritt und Tritt mit etwa 1,25 m Abstand verfolgt. Wahrscheinlich fragen sich die Verkauefer warum wir jedes Mal fluchtartig das Geschaeft verlassen, obwohl sie doch nur freundlich und hilfsbereit sein wollen.

Simones Geburtstag feierten wir abends in einem chinesischen Restaurant im Bukit Bintang Viertel mit dem schoenen Namen "Crystal Jade La Mian Xiao Long Bao". Keine Ahnung was es uebersetzt heisst, aber es war leggalegga fuer umgerechnet nicht mal 25 Euros.

Eigentlich wollen wir am darauffolgenden Montag auf die Petronas-Towers rauffahren, aber leider war an diesem Tag geschlossen (wer lesen kann ist klar im Vorteil. Steht schliesslich im Reisefuehrer drin). Also besichigten wir den Thean Hou Tempel. Der Tempel liegt auf einem Huegel ca. 3 km ausserhalb der City und wir genossen die Ruhe und die tollen Ausblicke. Nach dem schweisstreibenden Bushwalk (Spaziergang) auf den Tempelhuegel fluechteten wir uns erst einmal in die Pavillon Shopping-Mall, die im Untergeschoss ein gigantische Fressmeile beherbergt. Wer draufsteht: Sushi fuer 25 - 50 Eurocent das Stueck (Auf nach KL, Dido!). Wir haben uns dort erst einmal fuer kleines Geld (3,50 Euro) mit malayischen Koestlichkeiten sattgefuttert, um fuer unser naechstes Ziel geruestet zu sein. Da wir schon nicht auf die Petronas-Towers konnten, wollten wir uns trotzdem die Stadt von oben anschauen, also sind wir auf den Menara KL Tower, den Fernsehturm raufgefahren (der fuenfthoechtse Fernsehturm der Welt). Am spaeten Nachmittag wurden wir mit dem Fahrstuhl die 250 m bis zur Aussichtsplattform hochgeschossen. Gerade zur richtigen Zeit. So konnten wir einerseits die Stadt (und das Gewitter in der Ferne) noch bei Tageslicht sehen und wenig spaeter den Blick auf die erleuchteten Twin Towers geniessen. Dieser Blick ist ein echtes Highlight eines Aufenthalts in KL. Die Tuerme sind ein wirklich imposanter und unvergesslicher Anblick.

Trotzdem waren wir froh, dass wir am naechsten Tag den Moloch wieder verlassen wuerden. KL ist keine wirklich schoene Stadt. Einerseits gibt es die Hochglanzeinkaufszentren mit dem ganzen Gukkikram, aber anderseits sind grosse Teile der Stadt heruntergekommen und dreckig. Einen besonderen Flair, wie es ihn z.B. in Sydney, San Francisco oder aber auch Bangkok gibt, sucht man hier vergebens.

So ging es am naechsten Morgen aus KL in Richtung Norden. Die Cameron Highlands eine der Pflichtstationen eines Malaysiaaufenthalts waren das Ziel. Zuerst stand jedoch wieder das froehliche Such-den-Weg-aus-KL-Spiel auf dem Plan. Im morgendlichen Berufsverkehr bahnten wir uns den Weg durch das Chaos. Auf jeder Kreuzung der Hauptachsen standen Polizisten die den Verkehr regelten bzw. einfach nur die Ampeln in ihrer Funktion unterstuetzten. Ansonsten geht hier wohl gar nichts mehr. Und dann...oh Wunder...mit nur einmal verfahren schafften wir es aus KL hinaus zu finden. Nach einigen Kilometern auf dem vielbefahrenen Highway 1 bogen wir auf eine Nebenstrasse ab. Auf der B23 ging es in die mit dichtem Regenwald bewachsenen Huegel noerdlich von KL. Anstregende Kletterei im feuchtheissen Tropenklima stand auf dem Programm. Eine sehr schoene Fahrt ueber etwa 40 km. Dann mussten wir zurueck auf den Highway 1.

Die Fahrt in die Highlands dauert mit dem Rad drei Tage. Die ersten zwei Tage sind relativ uninteressant und schnell abgehandelt. Langeweile auf dem Highway 1. "Malerische" Ortschaften saeumten unseren Weg. Tanjung Malim und Tapah, ueber das der "Einsame Planet" schreibt: "Der einzige Grund um nach Tapah zu kommen ist die Busverbindung in die Cameron Highlands." Dem ist nichts hinzuzufuegen.

Am naechsten Morgen machten wir uns frueh auf den Weg. Von Tapah ging es hinauf nach Tanah Rata in die Cameron Highlands. Tapah liegt auf ungefaehr 50 m und Tanah Rata bei ungefaehr 1.500 m. Die maessig befahrene Strecke fuehrte in endlosen Kurven durch den Regenwald und bietet sehr schoene Ausblicke. Die Temperatur sank allmaehlich mit jedem erkletterten Hoehenmeter. Die Steigung ist nur maessig, allerdings nach beinahe 60 km nur bergauf merkten wir bei der Ankunft schon was wir getan hatten. Gerade rechtzeitig kamen wir in unserer Unterkunft an, denn nur wenige Minuten spaeter kamm der taegliche Wolkenbruch herunter. Zum Wetter in Malaysia ist zu sagen, dass es sehr vorhersagbar ist. Um die 30 Grad, hohe Luftfeuchtigkeit, einmal am Tag regnet es sicher (morgens oder aber meistens abends) und hinzu kommt ein gelegentliches Gewitter. In den Highlands ist es jedoch gute 10 Grad kuehler als im Flachland. Es wird hier selten waermer als 22 Grad. Wir "geniessen" die etwas kuehleren Temperaturen und sind froh endlich mal wieder ohne AirCon schlafen zu koennen. Tanah Rata selber ist schon sehr touristisch. Ueberall werden Bus-, Trekking- oder Sonstwastouren angeboten. Wir buchen eine Bustour mit folgenden Punkten:

1. Besichtigung einer Rosenfarm (Rosenfarm???)

2. Besichtigung einer Erdbeerfarm

3. Besuch einer Schmetterlingsfarm

4. Besichtigung einer Teeplantage

5. Besuch einer Bienenfarm (Imkerei???)

6. Besuch auf dem lokalen Markt

7. Besichtigung eines chinesischen Tempels.

Die Cameron Highlands in 7 Punkten (Japanese Sightseeing!). Pauschaltourismus light. Die Schmetterlingsfarm und die Teeplantage waren sehr interessant und die Erdbeeren mit Sahne haben echt lecker geschmeckt. Wir besichtigten die BOH Teeplantage, die sich noch immer in schottischem Besitz befindet. Der Ausblick auf die die teebewachsenenen Huegel war sehr beeindruckend und wunderschoen. Die Teeernte erfolgt hier nicht mehr durch Handzupfen, sondern wird mit einer Maschine, die von zwei Maennern durch die Gegend geschleppt wird. Nach guter englischer Sitte haben wir hier erst mal eine Teatime eingelegt, mit Tee, Scones und Erdbeermarmelade.

Am naechsten Morgen ging es mit den bisher besten Roti Canai zum Fruehstueck im Bauch zurueck auf die Strasse...hier stellten wir wieder einmal fest, dass uns in Malaysia nicht der Strassenverkehr direkt , sondern langsam aber sicher die Abgase der teilweise uralten LKWs und Jeeps die hier noch unterwegs sind, umbringen werden. Jeder der sich ueber Feinstaub in deutschen Staedten echauffiert, kann sich diesen hier jeden Abend vom geschundenen Koerper waschen (erspart gleichzeitig auch teure Peeling-Wellness-fuehl-dich gut-Produkte).

Nach etwa 30 km uphill, downhill und uphill...ging es dann seriously nach unten. 40 km Downhill fast ohne jede Pedalumdrehung. Fantastico...fast perfekt...aber mit jedem Meter Hoehenverlust stieg die Temperatur und die Luftfeuchte wieder an. So kamen wir auf den letzten 20 km nach Ipoh wieder heftig ins schwitzen. Unseren 10.000sten Kilometer feierten wir deshalb auch nicht mit Champus sondern mit einem isotonischen Kaltgetraenk ("100").

In Ipoh fuhren wir zur Bahnstation. Dort gibt es das Majestic Station Hotel, das sich in der im viktorianischen Stil erbauten Station befindet. Die Bahnstation ist...wie der "Einsame Planet" schreibt "magnificently faded"...und so ist es auch. Natuerlich nahmen wir ein fuer hiesige Verhaeltnisse nicht wirklich guenstiges Zimmer (88 Ringit etwa 22 Euro), aber die Location ist einfach zu witzig und einzigartig. Zwar blaettert an der Badezimmertuere die Farbe ab, das Bettgestell koennte erneuert werden und alles andere hat auch schon bessere Jahre gesehen, aber die vor den Zimmern befindliche Veranda und der Blick auf das Provinzparlament und die Moschee ist einfach Klasse.

Ueber die Sultansstadt Kuala Kangsar mit ihrer beeindruckenden Moschee, Taiping (schnell vergessen) ging es weiter nach Georgetown auf der Insel Pulau Penang. Die Stadt gilt aehnlich wie Melakka als eine der schoensten Staedte des Landes. Eine Mischung aus Gebauden im Kolonialstil und die alten Stadtviertel (mal wieder ein Chinatown) geben der Stadt ihr Gesicht. Allerdings blieb die Stadt bei weitem hinter unseren Erwartungen zurueck. Ganz und gar nicht relaxing wie Melaka, wimmelt es hier wieder von Gralssuchern und den lustigen europaeischen Zeitgenossen, die sich im Urlaub komische Kleidungsstuecke anziehen und Windeln um den Kopf tragen. MannMannMann wie peinlich. Der Kolonialdistrikt jedoch ist recht schoen und wir besuchten zwei etwas ausserhalb des Zentrums liegende buddhistische Tempel, bei denen sich die Visite sehr gelohnt hat. Es ist wie in vielen Kirchen...sobald man diese betritt bleibt die Hektik und der Laerm der Umwelt draussen. Aufaellig war, dass hier viele junge Leute zum beten herkamen. Der Glaube scheint hier im Leben der Menschen wohl einen groesseren Stellenwert einzunehmen wie bei uns in Deutschland. So steht in fast jedem chinesischen Haushalt ein kleiner Altar fuer die verstorbenen Angehoerigen oder ein kleiner Schrein in der Werkstatt.

Auch wenn uns die Stadt nicht soooo gut gefallen hat...Penang gilt als Hochburg der malayischen Kueche...gut fuer uns. Es kommt hier zu einer Verschmelzung der indischen, chinesischen und thailaendischen Kueche. So konnten wir unserer Esslaune freien Lauf lassen. Immer dorthin wo viel los ist und wo viele Einheimische essen. Billig und gut. Chicken Biryani, Butterchicken, Tandoori chicken, Asam Chicken...Huehnchen ueberall...aber lecker und spicy. Jedes indische, chinesische oder Thairestaurant in Deutschland kann getrost einpacken, wenn man hier einmal in einem der vielen einfachen Plastikstuhlstrassenrestaurants gewesen ist. Herrlich...an das Fischkopfcurry haben wir uns jedoch nicht rangetraut...wir sind halt doch Weicheier.

So ging es dann weiter mit der Reise...allerdings nicht mehr mit dem Velo. Von Penang aus nahmen wir die Schnellfaehre nach Langkawi...einer DER beiden Urlaubsinseln in Malaysia. Schockgefrostet (die AirCon war auf etwa 12 Grad eingestellt) kamen wir dann auf Langkawi an. Bereits von weitem sah die Insel aus wie das Paradies und was soll man sagen...der Eindruck aenderte sich nicht. Die 25 km vom Faheranleger zu unserer Absteige am Pantai Cenang radelten wir und sahen aus wie die Schweine, als wir dort ankamen. Zum Abschluss unserer Radtour in Uebersee hatten wir uns (dank grosszuegiger Spenden zum Geburtstag) ein wenig Luxus gegoennt. Der Mann an der Reception des "Casa del Mar" zuckte nur kurz, als wir vor Schweiss tropfend hereinmarschierten und fragte erstaunt, ob wir mit den Fahrraedern gekommen sein. Interessiert fragte er uns ein wenig ueber unsere Tour in Malaysia aus. Sein Herz haben wir wohl gewonnen, als wir ihm erzaehlten, dass wir auch durch seine Heimatstadt (Muar) gekommen sind.

Vom verkommenen Budgethotel und Backpacker aufgestiegen zum Resortbewohner koennen wir nur sagen...genial. Direkt am Strand mit nur 34 Zimmern eine fast private Luxusunterkunft. Also...wer mal Lust auf einige Tage A....-nachgetragen-bekommen hat...ab nach Langkawi ins Casa del Mar...und die Massage bei Mr. Nithi auf der gegenueberliegenden Strassenseite ist ebenfalls ein Muss. Singapore und KL sind geniale Stadte fuer Shoppingverrueckte, Melakka heiss und geschichtstraechtig und Langkawi ein Paradies fuer den Strandurlaub. Als Urlaubsland ist Malaysia in weiten Teilen noch recht unerschlossen, aber gerade das macht es aus.  

Fuer uns geht die Reise in Malaysia und Uebersee in wenigen Tagen zu Ende. Hier in Malaysia sind wir zwar nicht viel mit Einheimischen ins Gespraech gekommen, aber uns sind die Menschen ueberall, insbesondere auf dem Land, freundlich und zuvorkommend begegnet. Wir hatten nie das Gefuehl als westliche Auslaender uebervorteilt oder bedraengt zu werden, wie das z.B. in Thailand der Fall ist. Alles in allem ein faszinierendes Raderlebnis, dass wir nicht missen moechten. Wir sind froh, dass wir durch unsere warmshowers Brian und Andrea in Napier inspiriert, die ausgetretenen Radwege verlassen zu haben. Nun geht es zurueck nach Europa. Einerseits sind wir traurig, dass die Zeit in Uebersee zu Ende geht, andererseits freuen wir uns darauf unsere Familien und die Freunde bald wiederzusehen.

So...das war es erst mal wieder. Demnaechst melden wir uns aus Europa wieder. Bis dahin. Frohes Schaffen.

19.04.2010 Kuala Lumpur (Malaysia)

Mittlerweile sind wir in KL angekommen bzw. werden die Stadt morgen frueh wieder in Richtung der Cameron Highlands verlassen. Aber hiervon spaeter mehr.

So kamen wir nach einem achtstuendigen Flug mit Singapore Air in Singapore an. Wir muessen da mal die Airline ausdruecklich loben...leckeres Essen, guter Service und ein tolles Entertainmentprogramm. Ach ja, fuer uns Radfahrer auch recht wichtig...die Fahrraeder haben sie umsonst mitgenommen.

Suedostasien stellt uns als Radfahrer vor ganz neue Aufgaben. Wir haben von Sydney aus einen Grossteil unserer Ausruestung nach Europa zurueckgeschickt, da wir das Zelt, die warmen Schlafsaecke und die warme Kleidung hier nicht mehr brauchen koennen. Die Raeder sind erheblich leichter geworden, was uns das Radfahren hoffentlich erleichtern wird. Aber an die Hitze und Luftfeuchtigkeit werden wir uns erst noch gewoehnen muessen. Unsere Radkleidung haben wir auch etwas mehr an den muslimischen Geschmack angepasst. Wir betreten Neuland...

Unsere erste Station in Singapur war unser Warmshowers host: Harold. Wir mussten einige Stunden totschlagen, da er erst um 8 Uhr abends von der Arbeit kam, aber wir benoetigten die Zeit ja auch um die Raeder zusammenzuschrauben und erste Eindruecke des Landes zu sammeln. Harold wohnt in Bedok, einer der vielen Wohnvorstaedte Singapurs. Riesige Wohnsilos reihen sich aneinander. In einem Hawker Stall, eine Essenshalle wo sich mehrere Essenstaende befinden, tranken wir zwei Tigerbiere und unternahmen erste Schritte in die kulinarische Kueche Suedostasiens. Was es genau gab, koennen wir nicht wirklich sagen, aber es hat geschmeckt und es war guenstig. In Bedok waren wir die einzigen Langnasen unter einer bunten Mischung aus Chinesen, Indern und diversen anderen Menschen asiatischer Abstammung.

Um das Thema Harold kurz zu machen...Harold kam gegen 8 Uhr nach Hause, hatte scheinbar keine grosse Lust sich zu unterhalten, lebt in einem Saustall und wir beschlossen am naechsten morgen in ein Hostel umzuziehen. Unser gewoehnungsbeduerftiges Fruehstueck, das wir in einem Cafe bestellten, bestand aus Kaffee (sehr lecker), einem Broetchen mit Honig und Butter und zwei softboiled (weichgekochten) Eiern. Die "weichgekochten" Eier sind hier wirklich weichgekocht...fuer unser europaeisches Auge sind sie noch halbroh und glibberig. Die Eier konnten nicht unser Herz gewinnen und blieben auf den Tellern liegen. Noch bevor unser "Gastgeber" aufgestanden war, verliessen wir seine Wohnung und radelten frischen Mutes in Richtung unseres neuen Quartiers...Little India. Wir stellten schnell fest, dass Singapur eine sehr geordnete und saubere Grossstadt ist. Die Leute stehen am Taxistand in Reih und Glied an, keiner draengelt, keiner schreit. Selbst der Strassenverkehr ist vorbildlich. Wir hatten sie uns aufgrund der vielen Erzaehlungen hinsichtlich der Strafen wegen Verunreinigung des Stadtbildes noch viel sauberer vorgestellt, aber nicht nur fuer eine asiatische Grossstadt, sondern im Vergleich zu jeder anderen Grossstadt in der wir bisher waren ist Singapur quasi klinisch rein. Keine Kaugummis oder Hundekacke auf dem Gehweg, keine Glasscherben auf dem Seitenstreifen und auch keine Schmierereien an den Waenden. Vielleicht helfen hohe Strafen und Caning (Stockhiebe) bereits fuer kleine Vergehen doch.

In Singapur verbrachten wir noch einen entspannten Tag mit Einkaufen und gutem Essen, dann ging es am naechsten Tag mit den Raedern Richtung Malaysia. Die Einreise nach Malaysia verlief problemlos, obwohl wir als Radfahrer eigentlich nicht ueber die Bruecke nach Malaysia haetten einreisen duerfen. Aber die Grenzbeamten in den beiden riesigen Grenzuebergaengen sowohl auf der singapurianischen, wie auch auf der malayischen Seite stoerte es nicht und so stellten wir uns einfach in die Schlange fuer Motorraeder an.

Hinter der Grenze befindet sich direkt Johor Bahru (JB), die Hauptstadt der Region Johor. Waehrend wir uns in Singapur wie in einer westlichen Grossstadt fuehlten, betraten wir mit der Einreise eine andere Welt. Malaysia ist Suedostasien wie wir es auch schon von unserem Thailandaufenthalt in Erinnerung hatten. Laut, chaotisch und bunt. Der Strassenverkehr wurde von einer auf die andere Sekunde vollkommen anders. Rote Ampeln sind allenfalls fuer Autofahrer ein Grund anzuhalten, aber sicherlich nicht fuer Mopeds oder Radfahrer. Fuer Einbahnstrassen gilt dasselbe. Auch ist es in Malaysia gar nicht selbstverstaendlich, dass man sich auf englisch ohne Probleme verstaendigen kann, aber mit Haenden und Fuessen geht es irgendwie oder es findet sich doch jemand der uebersetzen kann.

JB ist keine Schoenheit und leider auch fuer ihre hohe Kriminalitaet bekannt. Wir fuehlten uns jedoch keine Sekunde unsicher, auch als wir abends einen Rundgang ueber den Nachtmarkt machten oder durch eine der engen Fressgassen schlenderten. Wir suchten uns ein guenstiges Hotel in der Altstadt und wurden auch schnell fuendig. Das Zimmer war einfach, aber sauber und unsere Raeder wurden sicher im Buero des Hotels weggeschlossen. Wir schlenderten durch das Einkaufszentrum und versuchten unser erstes malayisches Abendessen Lakhsa und Asam Marsala. Wir sind uns zwar einig, dass das Lakhsa das wir bekamen gar kein Lakhsa war, aber das unbekannte Gericht schmeckte trotzdem gut. Ganz im Gegensatz zum Asam Marsala. Johor Bahru hat eine wunderschoene Moschee die Sultan Abu Bakar Moschee und auch der Regierungssitz des Sultans ist ein Highlight in der Stadt. Wir liefen abends durch die Stadt und nahmen die vielen fremden Eindruecke in uns auf. Wir schienen an diesem Tag die einzigen westlichen Touristen hier in JB zu sein, was uns im Verlauf der naechsten Tage in den kleinen Orten noch haeufiger auffiel.

Malaysia ist ein islamisch gepraegtes Land. Es gibt jede Menge Moscheen und viele Frauen tragen aus religioesen Gruenden Kopftuecher. Haeufig arbeiten die Frauen in administrativen Berufen und in den Geschaeften und anders als man es vielleicht erwarten wuerde, sind sie sehr selbstbewusst und offen. Gerne halten sie auch ein Schwaetzchen mit uns. Gar nicht wie wir es uns in einer islamisch gepraegten Gesellschaft vorgestellt hatten. Ein weiterer Anteil der Bevoelkerung besteht aus Indern und Chinesen, die innerhalb der Staedte in ihren eigenen Quartieren leben.

Nach einem kleinen Fruehstueck, Roti Canai einer Art Pfannkuchen mit Currysosse und Dal und einem White Kopi (extrem suesser Kaffee mit Milch), fuhren wir los. Allerdings erst gegen 10 Uhr...was ein Fehler war. Die Strecke nach Pontian Kecil fuehrte entlang einer Hauptausfallstrasse von JB nach Kuala Lumpur. Der Verkehr war hoellisch, wie auch die stetig steigenden Temperaturen. Wir mussten haufiger die zweispurigen Aus- und Auffahrten ueberqueren...und Ruecksicht nimmt hier keiner. Vielmehr ist es wichtig mit einer gewissen Vorsicht, aber ueberzeugt von seinem Glueck loszufahren, nach dem alten Leitsatz "Wer bremst verliert". Die anderen bremsen schon, wenn sie sehen, dass man faehrt. Trotz einiger brenzliger Situationen ueberlebten wir den Highway 1 und bogen ab Richtung Kueste. Die Hitze nahm gegen Mittag immer mehr zu und der Schweiss lief in Stroemen an uns herab. Eigentlich hilft nur fahren, denn der Fahrtwind trocknet den Schweiss schneller, als er aus den Poren rinnen kann. Aber wehe man bleibt stehen. Manchmal hilft aber auch weiterfahren nichts mehr...

Nachdem wir den "Highway to hell" verlassen hatten wurde der Verkehr langsam weniger. Die Strasse fuehrt durch eine vorwiegend landwirtschaftlich gepraegte Gegend. Allerdings besteht die Landwirtschaft aus Bananen- und Palmplantagen. Fuer die Menschen hier sind wir die bunten Hunde. Viele europaeische Touristen bekommen sie hier wahrscheinlich nicht zu sehen und dann auch noch Radfahrer. Schulkinder am Strassenrand und viele Menschen auf Raedern und Mofas winken uns zu. Autofahrer hupen und gruessen uns freundlich. Manchmal rufen uns die Leute etwas zu und wir hoffen, dass es keine Schimpfwoerter sind.

Von Pontian Kecil ging es weiter nach Bathu Pahat. Die Strecke war eben und wir kamen gut voran. Unterwegs kauften wir an einem Strassenstand Bananen. Die malayische Kaufmannsrechnung sieht so aus: 1 Banane kostet 1 RM (= ca. 25 Cent Euro). Was kostet 1 Buendel Bananen? Kostet 1 RM !!! Super, wir werden uns nur noch von Bananen ernaehren.

Bathu Pahat ist eine Stadt die man lieber schnell wieder vergisst. Wir fanden nach einigem suchen ein sauberes und guenstiges Hotel und nachdem wir die Fahrraeder sicher auf das Zimmer getragen und die klitschnassen Sachen zum Trocknen aufgehaengt hatten, machten wir uns gegen Abend auf, um etwas zu Essen zu besorgen. Die Kloake laeuft hier noch offen neben der Strasse und die Ratten suchen nach Essensresten. Nicht sehr einladend. Aber wir fanden ein sauber aussehendes Restaurant und unser Lakhsa (diesmal taetsaechlich Lakhsa) und Satay schmeckte ausgezeichnet. Wir waren aber auch froh am naechsten morgen nach Melaka aufzubrechen und die Stadt hinter uns zu lassen.

Der Weg nach Melaka war weit. 103 km durch Palmen- und Bananenfelder und immer wieder durch kleine Ortschaften, wo uns die Leute freundlich zuwinkten. Viele laechelten uns schon von weitem zu und feuerten uns an. Die Hitze war an diesem Tag unertraeglich. Wir schuetteten literweise Wasser und isotonische Getraenke in uns hinein. Vollkommen erschoepft kamen wir am spaeten Nachmittag in Melaka an und machten uns auf die Suche nach einer Unterkunft. Wir wurden auch bald fuendig. Das Number Twenty Guesthouse. Ein Traum mitten in der Altstadt von Melaka. Das Guesthouse befindet sich in einem hollaendischen Kaufmannsgebauede aus dem 16. Jahrhundert, ein Holzgebauede mit nur 10 Zimmern. Die Einrichtung ist geschmackvoll minimalistisch und wirkt sehr stylisch. Die Altstadt Melakas ist UNESCO Weltkulturerbe. Melakka ist das alte Handelszentrum Malaysias gewesen und Malaien, Portugiesen, Hollaender und Englaender haben sich in den letzten Jahrhunderten um diese Stadt geschlagen und so versucht ihre Machtposition ueber die Strasse von Melaka und somit den ertragbringenden Handel mit Gewuerzen und Erzeugnissen aus China und der Region zu gewinnen. Entsprechend sind die Einfluesse in dieser Stadt zu sehen, sowohl bei der Architektur, wie auch beim Essen.

Nach einer ausgiebig kalten Dusche und einem kleinen Schlaefchen gingen wir bei immer noch hohen Temperaturen und tropischer Luftfeuchte jenseits der 90% los auf einen kurzen Rundgang. Die Stadt ist im alten Zentrum richtig relaxt und zum ersten Mal fuehlten wr uns ein wenig wie im Urlaub. Cafes, Restaurants und Geschaefte die Nippes, Kitsch und Kunst verkaufen. Schnell fanden wir ein nettes Cafe in dem wir einen kleinen Snack, sowie Getraenke zu uns nahmen. Beide waren wir insbesondere von den Getraenken die uns serviert wurden angetan. Simones Mangolassi hatte abhaengigmachende Wirkung und den Kaffee konnte man aus den 13 Regionen Malaysias auswaehlen. Herrlich! Danach trabten wir rund um gluecklich in unser schoenes Guesthouse.

15. April, Melaka. Ein besonderer Tag. Uwes 40. GEBURTSTAG ! Wir haetten den Tag nirgendwo anders besser feiern koennen, als auf dieser Reise und in einer so tollen Umgebung. Wir verbrachten den Tag mit einem ausgedehnten Stadtrundgang, leckerem Essen und einem Frisoerbesuch fuer Uwe. Das Essen kann man in Melaka nur empfehlen. Mittags gab es Chicken und Rice Balls, zum Tee Nonya Pineapple Tarts und abends waren wir in einem tollen Restaurant (dem ELEVEN) mit portugiesischer/ aisatischer Kueche essen. Wir konnten sogar auf Uwes Geburtstag mit einem Bier anstossen, da es in Melaka kein Problem ist Alkohol zu bekommen, im Gegensatz zu vielen anderen Staedten.

An dieser Stelle auch ein grosses Dankeschoen an euch alle, die ihr so fleissig Glueckwunsch-Mails geschickt habt oder in unser Gaestebuch geschrieben habt. Uwe war ganz geruehrt. Dann bis zum naechsten Mal...dann gibt es Bilder und Berichte von Melaka und beyond.