"Some come here to sit and think, some come here to sit and wonder,

I came here to shit and stink and fart like bloody thunder."

Klospruch Curtis Well Roadhouse (Northern Territory - Outback Australia)

 

Australia

12.04.2010, Pontian Kechil (Malaysia)

Der letzten Radltag der uns nach Sydney bringen sollte begann, wie der vorhergehende Tag aufgehoert hatte...mit dunklen Wolken. Allerdings hatte Petrus ein Einsehen und behielt die Regentropfen bei sich. Frohen Mutes und gut gelaunt nahmen wir die Faehre von Bundeena nach Cronulla und strampelten los. Schnell merkten wir, dass die Wegbeschreibung des lonely planet Radbuches, wie so haeufig, eine mittlere Katastrophe ist und in Verbindung mit der genialen Auschilderung der City of Sydney und ein bisschen eigener Bloedheit hatten wir schnell 16 km Umweg geschafft. Also fuhren wir ueber die Hauptverkehrsstrassen Richtung Innenstadt. Gut das Ostermontag und die Strassen "leer" im Vergleich zu einem normalen Werktag waren. Ein gutes Training fuer Singapur und Kuala Lumpur, wo uns sicher noch andere Verkehrsverhaeltnisse erwarten werden. Zu guter Letzt erreichten wir das Opernhaus, das Ziel unserer Reise in "Down Under". Ein toller Moment!

Wir verbrachten noch drei Tage in Sydney, um uns die Stadt anzuschauen und uns fuer Malaysia vorzubereiten. Am beruehmten Bondi Beach traffen wir uns mit Sebastian, Simones ehemaligem Kollegen bei msm. Er hatte gerade Besuch von seiner Schwester und ihrer Familie und wir verbrachten gemeinsam einen lustigen Abend bei ein paar Bierchen.

Die letzten beiden Naechte konnten wir bei Sean in Arncliffe verbringen, einem "wamshowers host". Sean hatte noch zwei Fahrradkartons auf seinem Dachboden, die er uns freundlicherweise gab. So mussten wir nicht durch die Stadt rennen und nach Kartons Ausschau halten. Er fuhr uns sogar morgens um 5.30 Uhr zum Flughafen, damit wir puenktlich unseren Flieger nach Singapur erreichten.

Nach mehr als 2.600 km ging unser Australienabenteuer zu Ende. Unser Fazit: wir kommen bestimmt eines Tages wieder. Australien ist ein Land, dass uns sehr beeindruckt hat. Landschaftlich hat es uns mit einer ausserordentlichen Vielfalt an unterschiedlichen Landschaften ueberrascht. So hatten wir uns Australien nicht vorgestellt...Wuesten und Regenwald, Buschfeuer und Schnee, Strand und alpine Berge. Eine einmalige Tierwelt...Voegel, Kaenguruhs und Koala. Faszinierend, einmalig und wir haben nur an der Oberflaeche gekratzt. Die Menschen die wir unterwegs getroffen haben, waren immer offen, gastfreundlich und sehr relaxt. Das typische "No worries!" charakterisiert den Ozi mehr als zutreffend. Ein tolles Land mit tollen Menschen.

Wir haben noch ein paar Bilder aus Sydney hochgeladen. Bald werden wir auch Berichte und Bilder ueber unsere Reise nach Suedostasien einstellen...soviel schon einmal...es ist anders und vor allem schweisstreibend.

05.04.2010 Sydney (George Street/McDonalds)

Nachdem wir recht spaet in Corryjong losgeradelt und gemuetlich ueber zwei niedrige Saettel geklettert waren erreichten wir mittags nach 30 km Khancoban. Die Sonne brannte schon recht ordentlich und wir hielten es fuer angemessen erst einmal Mittag zu machen. Im Buero des Nationalparks erfuhren wir, dass fuer Radfahrer der Eintritt in den Nationalpark frei ist. Auch freuten wir uns, als die Dame im Nationalparkbuero uns sagt, dass der Weg bis Geehi...ja sogar bis Tom Groggin "pretty easy" sei. Es haetten bereits bei der Aussage, dass es 40 Minuten mit dem Auto seien, die Alarmglocken angehen muessen. Die Entfernung...ja da muesse sie nachschauen...32 km. Wieder einmal liessen wir uns von einer Autofahrerin aufs Glatteis fuehren. Locker trabten wir los und bereits nach 2 km fragten wir uns, ob die Dame und wir von derselben Strasse gesprochen hatten. Da fuehrt eine fast senkrechte Rampe gen Himmel. Naja, vielleicht wird es hinter der naechsten Kurve ja flacher...wurde es aber nicht. So kaempften wir uns in der gluehenden Mittagshitze km um km nach oben. Zur falschen Tageszeit den Berg in Angriff genommen. Gluecklicherweise ging die Strasse jetzt in schattenspendendem Wald weiter. In endlosen Kurven schraubte sich die Strasse nach oben. Viele Autos die uns ueberholten, pfiffen auf dem letzten Zylinder, so wie wir. So schraubte sich die Strasse gute 20 km bergauf. Ziemlich geschafft kamen wir an zur Geehi Rest Area. Wir zelteten unmittelbar am Swampy Plain River in einer wunderschoenen Berglandschaft. Nach einem schnellen Abendessen filterten wir noch ein paar Liter Wasser, damit wir am naechsten Tag auch was zu trinken hatten. Am naechste Morgen fuehlten wir uns ziemlich ausgepowert. Dabei sollte heute erst der "good climb" auf uns warten. Der Aufstieg zur Dead Horse Gap. Wir radelten los und nach 25 km kam die naechste Gelegenheit zu zelten... wir ueberlegten kurz hin und her, checkten unsere Lebensmittelvorraete und entschieden, dass der Berg auch Morgen noch da sein wuerde. Wir fuhren ein gutes Stueck in den Busch hinein und entdeckten einen fantastischen Zeltplatz, direkt am Fluss. Ausser uns hatte sich noch ein aelterer Herr mit seinem betagten VW Bus hierher verirrt, der uns unglaeubig anschaute. Der Platz war wie aus dem Kitschroman. Hinter uns die Berge, eine weite Ebene mit Scharen von Kaenguruhs, die in der Sonne doesten und ein klarer Gebirgsbach, in dem kleine Goldpartikelchen schimmerten. Fantastisch! Natuerlich sprangen wir bei der Hitze erst mal in den Bach um uns abzukuehlen. Gegen Abend wachten dann die Kaenguruhs auf und schauten bei uns vorbei. Eine Schar von etwa 25 Skippies huepften froehlich um unser Zelt, graste, boxten sich und schauten uns interessiert an. Wir schauten zurueck. Selbst als wir Abendessen kochten, liessen sich die Huepftierchen nicht stoeren und versuchten einen genaueren Blick zu erhaschen. Bei Sonnenuntergang gluehten die Berge in schoenstem Rot und wir stellten gemeinsam fest: "Ein perfekter Tag."

Am naechsten Morgen hatten wir uns auf Kampf eingestellt und so strampelten wir dem Berg entgegen. Die Leute hatten nicht uebertrieben. Es ging 18 km den Berg hinauf und manchmal so steil, dass wir fast umkippten. Zum Glueck war es frueh morgens und die Baeume spendeten uns noch Schatten. Wir wurden von vielen winkenden, rufenden und hupenden Autofahrern angefeuert. Doch kurz vor dem Gipfel hatte sich die Dingo Bande versammelt. Vier hungrige Dingos standen ploetzlich vor uns auf der Strasse und schauten uns interessiert an, wir konnten sie jedoch schnell mit lautem Klingeln und koelschem Liedgut (oder vielleicht waren es unsere Singstimmen) vertreiben. Dann gegen Mittag waren wir endlich oben. Dead Horse Gap 1582m! Yipieh!!! Wir hatten den hoechsten Punkt unserer Australienreise erreicht. Zeit fuer einen Lunch. Waehrend wir dort sassen, sausten von links und rechts Autos ueber den Pass ohne anzuhalten und ohne zu schauen. "Pretty easy"...zu easy fuer 300 PS, die den Augenblick nicht zu schaetzen wissen. Nach dem kleinen Imbiss liessen wir uns nach Thredbo hinunterrollen und suchten uns ein Zimmer in einer Lodge. Thredbo ist ein kleiner Skiort in den Snowy Mountains und bietet alles was das Skifahrer und Mountainbiker-Herz begehrt. Wir konnten zu einem guenstigen Preis in der Lodge der Ski-Patrol absteigen. Da keine weiteren Gaeste da waren, konnten wir es uns so richtig gemuetlich machen und den Abend geniessen.

Von Thredbo aus fuehrte unser Weg ueber Jindabyne und Cooma nach Canberra, der Hauptstadt Australiens. Es wird von den Australiern ziemlich dispektierlich ueber Canberra geredet. Eine Verwaltungstadt ohne jeglichen Flair und Charme, die steril auf dem Reissbrett konstruiert worden ist. Recht haben sie...jedenfalls teilweise. Die Stadt wirkt mit ihren breiten Strassen, den riesigen Parks und Seen und den sehr grosszuegig geschnittenen Grundstuecken der Gebaeude der staatlichen Verwaltung alles andere als gewachsen. In weiten Teilen haben die OZies vielleicht recht, allerdings macht die Stadt auf uns einen sauberen und aufgeraeumten Eindruck, mit vielen Museen und schoenen Cafes. Am Sonntag fuhren wir zum Old Bus Depot Market in Kingston. Eine Mischung aus Flohmarkt und kulinarischen Leckereien. Natuerlich mussten wir als hungrige Radfahrer hier das ein oder andere probieren und fuhren danach zum Old Parliament um die alte Zentrale der Macht zu besuchen. Eine wirklich tolle Tour durch die Geschichte Australiens und der parlamentarischen Entwicklung. Das Gebaeude atmet wahrlich Geschichte.

Von Canberra aus ging es dann wieder Richtung Meer nach Batemans Bay. Im Regen kamen wir dort an und suchten uns er mal einen Campingplatz. Schnell war auch einer gefunden, der sogar ein YHA dort betreibt. Da wir Mitglieder im Jugendherbergswerk sind, bekamen wir den Zeltplatz guenstiger und durften die Kueche des Hostels mitbenutzen. So liess sich der Regen ertragen. Wir fuhren kurz in die Stadt um noch einzukaufen und machten es uns dann in der Kueche des Hostels gemuetlich. Spaeter kamn noch zwei nette Oestereicherinnen dazu und zwei Amerikaner, mit denen wir einen lustigen und unterhaltsamen Abend verbrachten.

Der naechste Tag stand wieder ganz im Zeichen des Regens. Wir fuhren nach Ulladulla wieder durch eine Landschaft, wie wir sie von Australien nicht erwartet haben. Dichter Wald und Farne begleiteten uns auf dem gesamten Weg zwischen Batemans Bay und Ulladulla. Am Campingplatz entschieden wir uns eine Cabin zu mieten. Ja, o.k. wir sind zu Weicheiern geworden, aber es regnete den ganzen Abend und die Nacht durch und wir freuten uns im trockenen zu sitzen und unser Abendessen zu geniessen. Am naechsten Morgen schien der Wettergott es besser mit uns zu meinen (es regnete nicht) und wir radelten nach Huskisson (Jervis Bay). Eine traumhaft schoene Bucht mit weissen Sandstraenden und tuerkisblauem Meer. Hier machten wir noch ein paar Tage "Urlaub". Das Wetter hielt sich erstaunlich gut und bis Karfreitag gabs Sonnenschein pur. Wir verbrachten entspannte Tage in der kleinen Ortschaft und hatten einen wirklich lustigen Abend mit unseren Zeltnachbarn Keith und Sue und ihren Freunden Robin und Steve.

Am naechsten Morgen zogen dunkle Wolken auf und schliesslich begann es wieder zu regnen. Fast waehrend der gesamten 92 km bis Shellharbour regnete es. Die Strecke entlang des Hwy. 1 (Princes Hwy.) ist gaehnend langweilig und wenn wir nicht schon wegen des Regens angenervt gewesen waeren, haette sicherlich der Verkehr sein Scherflein dazu beigetragen. Da das lange Osterwochende war, konnten wir erst beim dritten Campground eine Bleibe finden. Mittlerweile hatte es begonnen in Stroemen zu giessen, so dass wir Drippidroppinass entschlossen uns den Luxus einer Cabin zu leisten.

Mit herrlichem Sonnenschein hingegen begann unser letzter voller Radtag in Australien. Doch dies sollte nicht lange so bleiben. Bereits in Wollongong ging der erste Schauer nieder. Immer wieder schauerte es. Also das alte Spiel... Regenklamotten an...Regen hoert auf...Regenklamotten aus...Regen faengt an...Regenklamotten wieder an...Regen hoert auf. Nichtsdestotrotz genossen wir die schoene Landschaft des Royal Nationalparks vor den Toren Sydneys, einen der wenigen Kuestenabschnitte, die der Westkueste der USA das Wasser reichen kann. Bei der Abfahrt nach Bundeena konnten wir schon die Skyline der groessten Stadt Australiens sehen. Nur noch eine Faehrfahrt von 20 Minuten und etwa 35 km radeln und wir erreichen nach 2.554 km Radkilometern auf australischem Boden das Opernhaus und die Harbour Bridge dem Ziel und Ende unserer Australienetappe.

Ja, wir haben unsere Planung etwas geaendert und werden nicht mehr weiter die Kueste nach Brisbane hinauf radeln, sondern am 09. April in den Flieger nach Singapur steigen. Von dort aus wollen wir vier Wochen durch Malaysia radeln. Wer jetzt fragt: "Wieso denn Malaysia?" Na ja, den Lonely Planet Reisefuehrer gab es gerade im Angebot fuer 30% guenstiger.

Wir werden euch berichten, wie es mit uns weitergeht...in der Zwischenzeit gibt es neue Bilder zum schauen.

24.03.2010 Thredbo (New South Wales)

Wieder zurueck in Melbourne verbrachten wir eine letzte Nacht im Haus von Fiona und Guy, bei denen wir freundlicherweise einen Grossteil unserer Ausruestung lassen konnten. Bis zu diesem Zeitpunkten hatten wir keine Ahnung wohin uns unser Weg am morgigen Tag fuehren wuerde. Inland sollte es gehen, da wir von Kueste allmaehlich genug hatten. So stoeberten wir mit den Beiden bei einem leckeren Essen und dem fuer Tage des Abschiednehmens angemessenen Quantum an Alkohol, in der schier endlosen Radfahrerbuecherei des guyfionaschen Haushalts. Mit Hilfe der Buecher, aber insbesondere den Ratschlaegen unserer Gastgeber, zeichnete sich eine grobe Planung fuer den Weg nach Sydney, dem Ziel unserer Australienreise, ab.

Am naechsten Morgen gab es erneut ein Abschiednehmen. Wir verliessen unsere herzlichen und aeusserst hilfsbereiten Gastgeber, die wir ganz besonders in unser Herz geschlossen haben. Wir hoffen die beiden im Sommer auf ihrer Europatour wiederzusehen und die uns entgegengebrachte Gastfreundschaft zurueckzahlen zu duerfen.

Von dem Fahrradladen, wo wir unsere Raeder zur Inspektion hatten, fuehrt ein Fahrradweg durch fast ganz Melbourne bis in die Vororte etwa 30 km entfernt vom Stadtzentrum. Bis dahin war die Strecke sehr entspannt, da es sich um einen Radweg handelt, der abseits der Strassen fuehrt. Dann jedoch musste man den Weg ueber den Maroondah Highway nehmen. Sechsspurig und stark befahren ging uns die Fahrerei hier extrem auf die Nerven. Es war extrem heiss und laut. Die Autofahrer nahmen kaum Ruecksicht und ueberholten wo es ging. In Lilydale hatten wir keine Lust mehr. Wir fragten ein paar Passanten nach einem Campingplatz und waren ueberrascht, dass es einen geben sollte, da wir keine Ausschilderung entdeckt hatten. Nach 3 km abseits unseres direkten Weges bekamen wir an der Rezeption mitgeteilt, dass sie keine Zelte aufnehmen duerften und eine Huette 120 Dollar kosten sollte. Danke schoen...aber nein danke. Nach weiteren freundlichen, hilfsbereiten, aber fuer Radfahrer vollkommen inkompetenten Hinweisen wo der naechstgelegene Campingplatz sei, machten wir uns auf nach Healesville. Es wurden lange 23 km und wir kamen erst gegen 18:30 Uhr an. Fuer den ersten Tag nach einer dreiwoechigen Pause waren die 85 km ein ganz schoenes Stueck Arbeit. Die lange erstrampelte Fitness geht schneller weg, als man gucken kann.

Ein anstrengender Radtag und die traurigen Gedanken bei den noch in Melbourne verweilenden Freunden. Da half nur eine Flasche Rotwein, kalorienhaltige Suessigkeiten und...eine nette Unterhaltung. Erschoepft gingen wir in der Kueche und suchten nach einem Sitzplatz. Da lachten uns auch schon zwei freundliche Gesichter entgegen und offerierten uns einen Platz an ihrem Tisch. Roger und Sibylle aus Bern. Bis nach Mitternacht sassen wir mit den beiden netten Schweizern in der Kueche und unterhielten uns ueber unsere bisherigen Erlebnisse auf unseren Reisen. Das nette Paar ist seit fast einem Jahr mit diversen Verkehrsmitteln in Australien unterwegs. Obwohl sich unsere Fortbewegungsmittel arg unterscheiden, sind unsere Erlebnisse und Erfahrung mit den Menschen die man unterwegs trifft und auch mit den Freunden und der Familie zuhause "erschreckend" aehnlich. Erst nach Mitternacht beendeten wir unseren Erfahrungsaustausch und wir fragten uns, woran es liegt, dass wir so hauefig so nette und symphatische Paare aus der Schweiz treffen. Unsere Freunde Sascha und Katja trafen wir 2006 in Neuseeland, am Aufstieg zum Sunwapta Pass in Kanada sprachen wir mit netten Schweizern, Freddie und Sandra begegneten wir auf Rarotonga und jetzt Roger und Sibylle. Tolle Leute diese Schweizer!

Der naechste Tag stand im Zeichen des Ausschlafens und der Reparaturarbeiten am Zelt (mal wieder Reissverschlusszipper wechseln) und an den Raedern (neue Lenkerhoernchenueberzuege und neue Rueckspiegel). Vom doch recht haeufigen Umfallen der Raeder waren die Spiegel abgebrochen und die Ueberzuege arg aufgerissen. Simones wurden lediglich noch vom Gewebeband notduerftig zusammengehalten. Danach wollten wir noch wenigstens ein oder zwei Weingueter besuchen und eine Weinprobe machen. Schliesslich hielten wir uns im Yarra Valley, einer sehr bekannten Weinregion auf. Doch mit dem Rad sind die Wege recht weit und so schafften wir es lediglich zur Tarrawarra Winery. Beim Probieren der Weine wurde uns schnell klar, dass hier zwar die Architektur des Weingutes erstklassig ist, die Architektur des Weines allerdings nicht. Bis auf den Sauvignon Blanc und den ausserhalb unseres Budget liegenden Pinot Noir (50 Dollar die Pulle) gab es nichts, das unseren Geschmacksnerven eine Gaumenfreude bereitete. Leider auch nicht, unser recht geschmacksneutrales Abendessen. Dafuer hielten wir erneut bis nach Mitternacht ein Schwaetzchen mit Roger und Sibylle.

Am naechsten Tag ging es zurueck aufs Radl. Wir nahmen eine Nebenstrasse Richtung Norden. Die Strasse fuehrte scheinbar ewig bergauf, durch ein Gebiet, dass durch die verheerenden Waldbraende des Black Saturday im Jahr 2009 stark betroffen war. Grosse Flaechen des Waldes hier standen in Flammen, was aufgrund der schwarz verkohlten Staemme nicht zu uebersehen war, aber trotzdem fuehrte die Strasse durch schattigen Wald, da die Eukalypthusbaeume und die Farnbaeume bereits wieder sattes Gruen tragen. Ueber den Melbahighway ging es weiter zum Tagesziel Yea. Yea ist eines dieser vielen kleinen Staedtchen auf dem Lande von der man nichts erwartet, die einen dann jedoch ins Stauenen versetzen. So kamen wir an der "Station7" vorbei. Frueher mal der General Store, jetzt die Touristeninfo und Suessigkeitenladen. Hier gab es superleckere Eiscreme von der wir uns erst einmal zwei Riesenkugeln goennten. Erdbeer/Vanille und HokeyPokey/Baileys. Ein Gedicht, vor allem bei dem Wetter das herrschte. Jeder der sich fragt, HokeyPokey?...Was'n das...??? Ihr werdet es wahrscheinlich nie erfahren, wenn ihr nicht in Australien oder Neuseeland gewesen seid. In jedem Fall unsere Lieblingkreation auch bei den Keksen. Squiggles mit HokeyPokey...fuer einsfuffzich...ein Traum, vor allem wenn man sich keine Sorgen um die Kalorienverbrennung machen muss. Ausser der Eisdiele gibt es noch zwei Baeckereien, die echte Leckereien herstellen. Mehrere Cafes runden den sehr netten Eindruck ab. Ueber Bonnie Doon ("Dieser Ort ist zu klein fuer uns zwei, Bonnie Doon!") und Mansfield ging es weiter ins King Valley. Dieser Tipp kam von Guy und Fiona...und er hat sich in jedem Fall gelohnt. Die Landschaft ist nicht spektakulaer oder einzigartig, sondern einfach nur schoen. Land und Leute machen einen entspannten Eindruck, da wir mittlerweile wieder abseits der Touristenrouten unterwegs sind. Ueber das King Valley mit vielen, vielen Weinguetern geht es in die Ned Kelly Stadt Wangaratta. Ned Kelly? Fuer die einen ein gewoehnlicher Strauchdieb und Raeuber, fuer die anderen eine Art Robin Hood mit einem etwas seltsamen Kostuem...in jedem Fall eine australische Ikone. Unser Weg fuehrt uns etwas wild durchs Land. So ging es wieder Richtung Sueden ueber den ""Murray to the Mountains"-RailTrail (einer stillgelegten Bahntrasse) entlang des Ovens Rivers bis nach Bright. Auf dem Weg dorthin fragten wir uns die ganze Zeit, ob wir uns verfahren hatten, denn es sieht hier eher aus wie im Alpenvorland als in Australien. Schliesslich ging es ueber die Tawonga Gap rueber nach Mt. Beauty und wieder nach Norden durchs Kiewa Valley nach Tallangatta, mit dem fast ausgetrockneten Lake Hume. Der See macht einen sehr gespenstischen Eindruck. Die Aeste der schwarzen abgestorbenen Baeume ragen hilfesuchend in den Himmel. Scheinbar hat nachmittags jemand den Hitzefoen angestellt. Die Hitze ist wieder einmal unertraeglich und wir goennen uns jeder erst einmal ein Gatorade (Zisch!!!). Nach dem Einkauf setzten wir uns in den Stadtpark und schauten uns gemuetlich das samstaegliche Kleinstadtleben an und fragten uns...wer will hier eigentlich wohnen? Hillbillyland! Im ausgetrockneten Lake Hume laufen die Kerle herum und ballern auf...was auch immer, die Schaedel werden kahler und die Baerte laenger und jeder hat 4x4 Autos, die ziemlich runtergekommen aussehen. Hillbillies halt. Am Sonntagmorgen gab es ein leckeres Sonntagmorgen-Muffin-und-Kaffee-Fruehstueck in der lokalen Baeckerei und wir fragten uns diesmal...wieso koennen die Aussies und Kiwis eigentlich so gut Leckereien und wieso gerade in so Kleinstaedtchen. Von Tallangatta ging es nach Corryong am Fusse der Snowy Mountains, mit Australiens hoechstem Berg dem Mount Kosciuzkus...Kosciusko...Kosciuszko (2.219m). Die Gegenden durch die wir fuhren wurde immer einsamer und die Orte kleiner und laendlicher. Die auf den Karten eingetragenen Orte bestehen in der Regel aus einem Haus oder sie existieren nur auf der Karte. Das Radeln war bisher anstregend, aber nicht uebermaessig. Allerdings war es alles nicht sonderlich herausfordernd. So liessen wir es von Corryong zum Mt. Kosciuszko National Park sehr laessig angehen. Aber davon mehr beim naechsten Mal. See you later.

16.03.2010 Wangaratta (Northern Victoria)

Roadtrip Australia

Schliesslich kam der Tag auf den wir uns schon lange gefreut hatten. Besuch aus der Heimat! Simones Bruder Guido und unser Freund Dieter hatten sich auf den langen Weg nach Australien begeben, um gemeinsam mit uns einen Teil Australiens zu bereisen. Wir waren schon den ganzen Tag vor ihrer Ankunft aufgeregt und voller Vorfreude. Wir hatten uns in einem Cafe in der Innenstadt von Melbourne verabredet und sind uns dort erst mal in die Arme gefallen. Was fuer ein Tag !!! Da glitzerte sogar ein Traenchen im Augenwinkel... Den ersten Tag verbrachten wir mit Sightseeing in Melbourne, viel Reden und einer Menge Kaffee. Schon am naechsten Morgen ging es mit dem Mietwagen weiter (fuer uns zurueck) auf die Great Ocean Road. Bei hervorragendem Wetter sah die Kueste noch schoener aus und wir konnten sie ja diesmal von der anderen Seite bewundern.

Den ersten Abend verbrachten wir in Apollo Bay mit einem leckeren Barbecue, dem ein oder anderen Glaeschen Duty-Free-Whiskey und reden, reden, reden. So ein Wiedersehen will schliesslich gefeiert werden! Am naechsten Morgen ging es dann hoch hinaus zum Otway Fly Treetop-Walk, den wir auch zum ersten Mal besuchten. Eine beeindruckende Stahlkonstruktion in den Baumwipfeln des Regenwaldes, teilweise freischwingend und schwindelerregend hoch (bis zu 25 m). Da konnte es einem schon mal ganz anders werden. Den ersten Punkt auf der Tourist-to-do-Liste konnten wir an diesem Tag auch abhaken. Exakt an der gleichen Stelle wo wir vor ca. einer Woche Koalas gesehen hatten, zeigten sich die kleinen Faulpelze auch diesmal wieder. Irgendwie komisch...werden die vielleicht dort mit kleinen Fussfesseln festgekettet? Zurueck auf der Great Ocean Road konnten wir dann die 12 Apostel, the Arch, London Bridge etc. bei strahlendem Sonnenschein bewundern, einfach perfektes Fotowetter. Abends sind wir dann in Port Fairy zum besten Fish'n Chips Laden in Victoria - Wisharts. Fuer uns war es bereits der 2. Besuch, da wir natuerlich mit dem Fahrrad auch schon hier gestoppt hatten. Einfach Yummy!

Der naechste Tag fuehrt uns in die Grampians, 250 km westlich von Melbourne. Eine beeindruckende Vulkanlandschaft mit jeder Menge Wildlife und Natur. Auf dem Weg dorthin konnten wir dann Punkt 2 der to do Liste abhaken. Das erste Wallabie! Guido und Dieter hatten die Existenz von Kaenguruhs in Australien bereits bezweifelt. Ueberall diese Warnschilder von wegen Kaenguruh-Crossing, aber keine huepfenden Beute...aehhhh...Beuteltiere. Aber ein Wallabie ist ja nicht wirklich ein richtig grosses Kaenguruh...und dieses Exemplar war dazu auch noch verdammich klein. Aber in der Naehe des Campgrounds in Halls Gap...nicht Hells Gate...querte ein Herde von sicherlich 20 grosser Roos ein Feld und am naechsten Morgen huepften 4 ganz in der Naehe um unsere Zelte herum.

Ueber Melbourne ging es weiter mit dem Flieger nach Alice Springs, der groessten Stadt im roten Zentrum von Australien. Rotes Zentrum??? Dicke Regenwolken haengen ueber der Landschaft, als der Pilot den Landeanflug beginnt. Eine Australierin, die seit ueber 15 Jahren in Alice Springs lebt, sagt sie haette das Land noch niemals so gesehen und macht kopfschuettelnd Fotos. Gruen! Das gruene Zentrum...es regnet schon seit Tagen und soviel Regen wie es in diesem Fruehjahr und Sommer gegeben hat, gab es schon seit Jahren nicht mehr. Es schuettet in Stroemen und der Fluss durch AS ist bis zum Anschlag voll. Auf dem Campground nehmen wir in Anbetracht der ueberfluteten Zeltplaetze eine Cabin. Ein guter Entschluss, den der Regen wird nicht weniger, sondern eher heftiger.

Alice Springs ist anders die Staedte in denen wir uns bisher aufgehalten haben. Mit ca. 28.000 Einwohnern nicht besonders gross, aber hier im Outback ein Zentrum. Wir bekommen auch einen Eindruck davon, wie die Leute hier weit entfernt von den stark besiedelten Kuestenregionen leben. Die Stadt ist nicht schoen, sondern hart und einfach. Als wir zum Einkaufen in die Stadt fahren, treffen wir zum ersten Mal auf unserer Reise auf Ureinwohner in groesser Anzahl. Das Gerede der Leute mit denen wir uns bisher ueber unseren Abstecher nach AS unterhalten haben, hatten wir bis zu diesem Zeitpunkt als die ueblichen Vorbehalte gegenueber den Ureinwohnern abgetan. Leider scheint ein Grossteil dieses Geredes wahr zu sein. In groesseren Gruppen zogen sie laut und scheinbar stark alkoholisiert durch die Strassen. In heruntergekommenen Anziehsachen und...nicht immer sauber. Auch die Regularien fuer die Alkoholabgabe sprechen eine eindeutige Sprache. Alkohol erst ab 6 pm...nur eine Art von Alkohol, nur eine Flasche...und eine Kopie des Ausweises wird gemacht und in den Computer eingegeben, damit man nicht in einem anderen Shop etwas kaufen kann. Kein Ausweis, kein Service. Das Benzin das an den Tankstellen abgegeben wird ist nicht schnueffelbar und die Sicherheitsbehaelter fuer spitze Gegenstaende auf der oeffentlichen Toilette quellen ueber mit benutzten Spritzen. Wofuer die Spritzen genutzt wurden kann sich jeder denken. Ein deprimierender Anblick.

So waren wir froh, als wir am naechsten Morgen, nach einem ausgedehnten Pfannkuchenfruehstueck, die Fahrt zum Ayers Rock (politisch korrekt waere Uluru) antraten. Durch den anhaltenden Dauerregen war die Strasse an manchen Stellen ueberflutet, denn anstatt teure Bruecken zu bauen, stellen die Aussies einfach ein Schild "Floodway" auf und dann ueberschwemmt der Regen halt die Fahrbahn. Entlang der 450 km langen Strecke gibt es lediglich 3 Roadhouses, die einen Hinweis auf menschliche Besiedlung geben. Bewohnt wird diese Gegend ueberwiegend von Trilliarden und Abertrilliarden Fliegen. So entwickelte Guido schnell den No-Fly-Dance. Vor dem Einstieg in den Wagen den No-Fly-Dance vollfuehren, damit die Mistviecher nicht alle ohne Fahrschein im Wagen mitfahren. Diese Biester sind so penetrant und anhaenglich, dass wir dem Ratschlag der Frau aus dem Flieger folgten. "Entweder es gibt gar keine Fliegen oder sie kaufen sich direkt ein Fliegennetz," hatte sie gesagt...also her mit dem Netz. Sieht uncool aus...ist aber die einzige Moeglichkeit, dass keine fremden Flugobjekte in Nase, Ohren und Augen krabbeln.

Der Uluru ist schon ein maechtig grosser Felsen und fuer die Aborigines ein heiliger Ort. Es is zwar erlaubt auf den Felsen draufzusteigen, aber die Aborigines bitten davon abzusehen. Da der Aufstieg am naechsten Tag wegen einer gewissen Regenwahrscheinlichkeit gesperrt war, wurde uns diese Gewissensentscheidung quasi abgenommen und es blieb bei einer Umrundung des Monolithen, der schon von weitem wie eine Vision in der Wueste auftaucht. Ein weiterer Hoehepunkt war die Wanderung durch die Olgas, einer Gesteinsformation etwa 45 Autominuten vom Uluru entfernt, die aufgrund der Bekanntheit des Ulurus eher unbekannt ist. Der "Valley of the Winds" Bushwalk sollte in jedem Fall ein Muss fuer jeden sein, der das rot (gruene) Zentrum Australaliens besucht. Wildlife gab es um den Uluru herum genug zu sehen. Echsen, Kamele und vor allem Fliegen. Auf der Maennertoilette des Campground hatten es sich auch einige Redbackspiders bequem gemacht. Zurueck in Alice Springs ging es ueber Melbourne und Sydney in die Blue Mountains, wo es natuerlich regnete und die Wettervorhersage verhiess auch nichts Gutes. Regen fuer die naechsten Tage. Doch Meterologen heissen nicht umsonst Wettervorherseher...die naechsten Tage waren trocken und heiss. Der Anreisetag in die Bluemountains stand unter keinem guten Stern. Ein boeser Geist schien im angemieteten Auto zu wohnen. Erst schaffte es Dieter beim Rueckwaertsfahren ein parkendes Auto zu rammen, knapp entgingen wir einem Auffahrunfall auf dem Freeway, dann zerdepperte er eine Rotweinflasche im Kofferraum des Wagens, was zur Folge hatte, dass die Karre mehrere Tage lang nach Kneipe roch. Alle dachten Dieter wolle uns an diesem Tag umbringen...so durfte dann der zweite Fahrer...Uwe...abends zum Einkaufen ans Steuer. Nicht viel besser als sein Vorgaenger setzte er den Wagen erst einmal beim Herausfahren aus der Einfahrt mit dem Unterboden auf und schliesslich liess es sich auf dem Parkplatz des Supermarktes ein anderer Verkehrsteilnehmer nicht nehmen, beim Ausparken rueckwaerts diesmal in unser Auto zu fahren. Was fuer ein Tag. Keiner wollte zugeben, dass er einen Stein vom Uluru mitgenommen hat, was einem Pech bescheren soll, aber irgendsoetwas wird es sein.

Da sich die Wettervorherseher mit ihrer Vorhersage geirrt hatten, besichtigten wir am naechsten Tag das Hoehlensystem bei Jenolan. Dieter liess es sich nicht nehmen die Abenteurerhoehlentour zu buchen, waehrend sich der Rest mit der Rentnertour, einer zweistuendigen Besichtigungsrunde begnuegte. Die Hoehlen sind, im Vergleich zu der von uns schon besuchten Princess Margret Rose Hoehle, gigantisch. Nun, in den Jenolanhoehlen war auch schliesslich schon die Queen, waehrend die vorhergenannte Hoehle lediglich den Namen der Schwester der Queen traegt. Nicht ohne Grund.

Unser weiterer Weg fuehrte uns nach Port Stephens noerdlich von Sydney. Tauchen, schnorcheln und Strand waren angesagt. Auch hier gab es wieder Wildlife zu sehen. Zwar nicht die von Dieter ersehnten Nursesharks oder gar einen weisen Hai, aber wiederum auf der Herrentoilette des Campingplatzes hatte sich eine der nicht sehr symphatischen Funnelwebspinnen in ihrem Trichternetz eingerichtet und eine Huntsmenspinne, etwa so gross wie Uwes Hand schaute dort auch mal vorbei. Nicht sehr appetitlich.

Zu guter letzt ging es zurueck nach Sydney. Gegen Abend schlenderten wir zum Wahrzeichen der Stadt der Oper...alle dachten und sagten wir dasselbe als wir sie von den botanischen Gaerten aus sahen..."Aehhm, die haben wir uns aber groesser vorgestellt." Nicht gerade das was das Tourismusbuero von Sydney gerne hoert, aber so ist es nun mal. Schoen und aestethisch ist sie trotzdem. Nachdem wir einige Fotos von der Oper mit und ohne uns gemacht hatten tranken wir im Sonnenuntergang noch zwei Bier unmittelbar am Ufer des Hafens. Nach einem leckeren Abendessen...(auch wenn es kein Sushi war)...und einigen Abschlussbieren gingen wir wehmuetig schlafen, denn schliesslich kam der Tag des Abschiednehmens. Zweieinhalb sehr schoene Wochen mit Guido und Dieter gingen zu Ende. In dieser Zeit haben wir sehr viel gelacht und Spass gehabt, eine Menge gegessen und Orte gesehen, an die wir mit dem Rad auf dieser Reise nicht gekommen waeren. Mit schwerem Herzen und einer grossen Portion Heimweh, machten wir uns auf den Weg zurueck nach Melbourne um von dort aus zur Oper nach Sydney zu fahren. Diesmal jedoch mit dem Fahrrad. Macht es gut Jungs und see you later.

06.03.2010 Katoomba (Blue Mountains)

Von Torquay geht es weiter Richtung Melbourne. Wir nehmen die Faehre von Queenscliff nach Sorrento auf der Mornington Peninsula, um der allen Aussagen nach unschoenen Strecke ueber Geelong auszuweichen. Auf der Halbinsel gibt es unzaehlige schoene Straende und auch hier erinnert vieles an Suedkalifornien. Insbesondere hoert die Bebauung an der Kueste nicht mehr auf und eine Stadt geht in die andere ueber. Je naeher man an die Stadt kommt umso teurer und exclusiver sehen die Haeuser aus. Ja...hier in Brighton und St.Kilkda wohnt die Melbourner Armut. Wir haben uns fuer 17 Uhr bei Fiona und Guy angemeldet, also lassen wir es gemuetlich angehen. Die Hitze am heutigen Tag traegt nicht dazu bei, dass wir uns beeilen. Eine lange Mittagspause, ein Besuch in der Sandcastleausstellung, eine Eispause...und dann stecken wir in der rush Hour im Verkehr fest...und das mit Fahrraedern. Wir wussten vorher nicht, dass dies moeglich ist. Man lernt halt nie aus.

Melbourne ist eine riesige Stadt mit ca. 4,5 Millionen Einwohnern, jeder Menge Skyskrapern und (zumindestens fuer australische Verhaeltnisse) alter Gebaeude. In so einem liebevoll eingerichteten Haus im Stadtteil Footscray leben Fiona und Guy wo wir gegen 18 Uhr ankommen. Die Beiden sind uns direkt symphatisch und wissen was Radfahrer brauchen...essen...und zwar viel. Beide sprechen ein wenig deutsch, da sie einmal in der Woche zu einem Kurs gehen. Sie sind schon einmal 5 Monate in Europa unterwegs gewesen und im Juli geht es erneut fuer 6 Wochen nach Europa. Von Prag nach Berlin soll es gehen. Begeistert tauschen wir bis tief in die Nacht Radgeschichten aus.

Den naechsten Tag verbringen wir mit Sightseeing in der Stadt. Melbourne ist weitaus touristischer, hektischer und lauter als Adelaide und ein Grossteil der Bevoelkerung hat einen asiatischen, indischen oder pakistanischen Hintergrund. Entsprechend bunt geht es an vielen Ecken der Innenstadt zu. Am Yarra River gibt es dann das andere Gesicht zu sehen. Moderne Architektur, teure Restaurants und Cafes und Schlips-und-Anzugstraeger. Der uebliche Grossstadtwahnsinn. Als wir am spaeten Nachmittag zurueck nach Footscray kommen koennen wir bestaetigen was uns Guy und Fiona ueber Melbourne gesagt haben...Melbourne besteht ueberwiegend aus Shopping und Kaffeetrinken.

Abends sind Guy und Fiona zu einem BBQ bei einem Arbeitskollegen von Fiona eingeladen und wir werden kurzerhand miteingepackt. Es wird "Booze" (Bitburger Pils) eingekauft und auf geht es zum Grillieren. Der Abend wird feuchtfroehlich und wir lernen eine Menge interessante und nette Leute kennen. Bemerkenswert, dass viele der Aussies in Europa gereist sind oder gar gearbeitet haben. So ist jedenfalls der Eindruck den wir haben. Auch australisches Wildlife wird geboten...nicht auf dem Grill, sondern ein Possum auf dem Dach und im Baum. Die Viecher sind nach Aussage der Aussies ein Plage, duerfen aber nicht gejagt werden da sie einheimische, geschuetzte Tiere sind ...ganz im Gegenteil zu Neuseeland. Die Kiwis sagen, wenn man in der Nacht zwei gelbe Punkte leuchten sieht, sollte man dazwischen zielen und abdruecken oder aufs Gaspedal druecken.

Wildlife gibt es am naechsten Tag jede Menge zu sehen. Unsere Gastgeber entfuehren uns ins Umland nach Healesville in einen Wildtierpark. Dort gibt es zuerst einmal kaum was zu sehen. Viele der Tiere sind nachtaktiv und verstecken sind bei den hohen Temperaturen die herrschen lieber in ihren Bauten. Erst kurz vor Toresschluss kommen sie heraus. Kaenguruhs, tasmanische Teufel, ein Wombat, ein Echidna, ein Platypus...undundund. Good job, guys! Zum Nachtmahl geht es in ein vietnamesisches Ristorante. Radfahrerparadies...zum ersten Mal seit langer Zeit schwaechelt Uwe beim Aufessen seiner ihm zugewiesenen Kalorienmenge und kann die Portion nur mit Muehe und Not aufnehmen. Good Job, guys! Mit einem kuehlen Bier lassen wir den erlebnisreichen Tag mit Fiona und Guy auf dem schoenen Deck ausklingen.

Wir freuen uns schon auf den naechsten Tag denn dann bekommen wir Besuch aus der Heimat und dann geht es los auf einen Roadtrip...japanese sightseeing...Australia in 10 days! See you later...!

 

21.02.2010 Melbourne (Victoria)

"Wir dachten wir sind in Australien!", so koennte man die Ueberschrift des folgenden Absatzes nennen. Woran denkt man wenn man an Australien denkt...? Hitze, vertrocknete Landschaften, Wassermangel... Hier die Wahrheit...wir bauen in Port Cambell gerade noch unser Zelt auf und gehen gemuetlich in die Kueche um etwas zu essen, da beginnt es zu troepflen. Naja, an der Touristeninfo stand was von cloudy und thunderstorms...und der Kerl vom Camping sagte auch sowas, aber doch nicht in Australien. Die Tropfen werden dicker und ploetzlich faengt es an aus allen Kuebeln zu schuetten ...und es hoert die naechsten 5 Stunden auch nicht mehr auf. Das Zelt unserer franzoesischen Nachbarn beginnt langsam abzusaufen und wir hoffen nur, dass das Hilleberg dem Regen standhaelt. In bestem Zustand ist es naemlich nicht mehr. Erst in den fruehen Abendstunden hoert der Regen auf. Im Fernsehen wird von schweren Ueberschwemmungen in Melbourne berichtet...die heftigsten Regenfaelle in den letzten fuenf Jahren sind ueber Victoria niedergegangen, aber das Schlimmste scheint an uns voruebergegangen zu sein. Unsere Nachbarn mussten jedoch die Nacht in der Kueche verbringen. Aha, Wassermangel? Am naechsten Morgen will Uwe seine Schuhe anziehen, greift gedankenverloren in den Schuh hinein und zuckt zurueck...irgendetwas versteckt sich in seinem Schuh. Auch durch ausschuetteln will es nicht so richtig raus. Irgendetwas grosses graues ist es. Simone lacht ihn aus und haelt laessig den Fotoapparat vor den Schuh. Uwe schuettelt den Schuh noch einmal und eine Krabbe faellt raus. Simone schreit vor Schreck auf und macht kein Foto. Das graue Ding stellt sich als Krabbe heraus, die sich bei dem ungemuetlichen Wetter mal ein nettes Plaetzchen gesucht hatte. Das Ding ist mittlerweile unter dem Zelt verschwunden und nicht mehr zu finden. Also gehen wir erst einmal Fruehstuecken, rauemen danach vorsichtig die Ausruestungsgegenstaende weg und suchen nach der Krabbe. Als wahre Schuhfetischistin hat sie es sich diesmal in Simones Radschuhen bequem gemacht.

Am naechsten Tag radeln wir stetig fuer 15 km aufwaerts, um nach Lavers Hill zu gelangen. Lavers Hill ist einer dieser Orte die man am besten schnell wieder vergisst. Der "Campground" befindet sich hinter einem Roadhouse und hat den Charme von "Bates Motel". Aber wir verbringen einen lustigen Abend mit einem englischen Paar. Es ist saukalt (in Australien???) und wir ziehen alles an, was so zur Verfuegung steht. Die beiden Englaender sind nicht auf kaltes Wetter eingestellt und haengen sich ihre Handtuecher um die Schultern, um der Kaelte zu trotzen.

Am naechsten Morgen ist es immer noch saukalt. Temperaturen im einstelligen Bereich und ein kalter Wind. Brrr! Die Abfahrt wird jedenfalls nicht zum Vergnuegen.

In Apollo Bay legen wir einen Pausentag ein und wie soll es anders sein. Es regnet! Am Abend gehen wir in ein Restaurant fuer ein Valentinstagdinner. Uwe probiert die Spezialitaeten des Landes...Whitebait als Entree und Skippy als Hauptgang, waehrend Simone, eher klassisch, Calamaris und Lachs waehlt...alles sehr, sehr lecker. Allerdings sticht der Nachtisch alles andere aus und wuerfelt unsere Top 10 der bestens Desserts und Suessspeisen ordentlich durcheinander. Pekannuss Brullee und eine Zitronentart. Exceptionell! Es haette ein schoener Abend werden koennen. Als wir im Restaurant sitzen, beginnt es wieder zu regnen, nein zu schuetten. Ein Regenvorhang ueber zwei Stunden lang. Der Gastwirt bietet scherzenshalber Decken und Kopfkissen an. Als wir dann das Restaurant verlassen, stellen wir fest, dass die Strasse ueberflutet ist, im Restaurant neben an wird mit den Wassermassen gekaempft und aus den Gullideckeln schiesst das Wasser. Tropfnass kommen wir am Campingplatz an und finden unser treues Hilleberg in einem See wieder. Wir retten die Schlafsaecke und Isomatten und verbringen die Nacht im Aufenthaltsraum. Nicht lustig, aber trocken und warm und irgendwie doch wieder lustig.

Das mit Wassermangel und den staendigen Hitzewellen ist scheinbar lediglich eine Verschwoerung der Regierung, um die Bevoelkerung zu verunsichern. WASSERMANGEL GIBT ES HIER NICHT UND DIE TEMPERATUREN SIND AUCH NICHT STAENDIG JENSEITS DER 30 GRAD!

Schoen ist es trotzdem. Die G.O.R. fuehrt zwar nicht staendig an der Kueste entlang, aber die Ausblicke auf die im Meer stehenden Felsen sind grossartig. 12 Apostels, London Bridge oder The Arch sind traumhaft...und immer wenn wir an einem der Aussichtspunkte anhalten, ist gerade ein Sonnenloch da. Wir koennen uns da nicht beschweren. Richtig klasse wird die Strecke jedoch erst nach Apollo Bay bis Torquay. Eine traumhafte Kuestenstrasse, die es teilweise mit der Westkueste der USA aufnehmen kann. Apollo Bay,Lorne und Torquay sind klassische Wochenendausflugsziele der Melbourner. Die goldenen Straende und der Surf laden dazu ein. In Torquay, dem Surf Capital Australiens, fahren Schulklassen zum Surfen hin, wie sie bei uns zu den Skiferien in die Berge fahren. Alle grossen Marken (Ripcurl, Quiksilver, Billabong oder Oakley haben ihre Outlets oder gar ihr Stammquartier hier. Relaxt verbringen wir hier unseren Pausentag und fuehlen uns irgendwie ein bisschen wie Aussies.

Auch gibt es hier Bakers Delight, die gutes Brot und exceptionelle Berry-and-white-chocolate Scones herstellt (wieder was fuer die Top10). Jaja, es dreht sich viel ums Essen in letzter Zeit, aber als Radler braucht man viel und vor allem fetthaltig... Hinter Torquay verlassen wir die Great Ocean Road und radeln ueber die Mornington Peninsula Richtung Melbourne, wo wr bei Fiona und Guy uebernachten und uns mit Guido und Dieter treffen werden.

Doch dies ist eine Geschichte fuer das naechste Mal...see you later.

12.02.2010 Apollo Bay (Victoria)

Geschichten fuers Herz:

Lena und Kurt

Auf dem Campingplatz in Kingston S.E. sprach uns ein daenisches Paar an, das mit ihrem Campervan den Spot neben uns belegten. Natuerlich ging es ums Radfahren und wie sich herausstellte waren beide schon hauefiger mit dem Rad unterwegs gewesen...so z.B. mehrere Monate in Kanada auf Vancouver Island und den Queen Charlotte Islands. Beide reisen mittlerweile fast jaehrlich einige Monate durch die Weltgeschichte. Diesmal sind sie seit 3 Monaten mit dem Campervan in Australien unterwegs und werden Anfang Februar wieder nach Daenemark zurueckfliegen. Am naechsten Morgen erzaehlte uns Lena dann mit leuchtenden Augen, dass sie auf Tasmanien heiraten werden. Ganz ohne Familie, an einem romantischen Platz. Da haben wir dann erst mal herzlich gratuliert. Kurt hatte ihr vor 7 Jahren auf einer Radtour in Kanada einen Antrag gemacht und jetzt scheint fuer die Beiden der richtige Zeitpunkt gekommen. Zum Abschied geben sie uns noch eine Einladung nach Daenemark mit auf den Weg, getreu Kurts Motto:"Pass it on." Ein tolles Motto, dem wir uns nur anschliessen koennen.

Joan und Jo

Wir entscheiden uns von Kingston aus nur eine Halbtagesetappe nach Robe zu fahren, um endlich den Reisverschluss unseres Hillebergs (Zelt) zu reparieren. Der Campingplatz liegt wunderschoen am Meer und wir haben eine fantastische Aussicht von unserem Platz aus. Nach einem kurzen Smalltalk (woher und wohin) mit dem aelteren Herrn vom Wohnwagen neben uns, gehen wir zum Reparieren des Zeltes in den Aufenthaltsraum, da es unglaublich heiss ist. Wir muessen zum Glueck nur den Zipper des Reisverschlusses austauschen und nicht den ganzen Reisverschluss ersetzen. Nach ein paar Minuten schaut unser freundlicher Nachbar vorbei und bietet uns an, dass wir sein Werkzeug benutzen koennen. Wir unterhalten uns kurz ueber unsere Reise und Jo fragt Simone mit Verschwoererstimme: "Are you on honeymoon." Lachend verneinen wir, nehmen aber sehr gerne seine Einladung zum 3 Uhr Tee an. Schnell radeln wir noch in den Supermarkt um das Abendessen einzukaufen und ein kleines Gastgeschenk zu besorgen.

Um 3 Uhr werden wir dann von Joan (82 Jahre) und Jo (87 Jahre) herzlich begruesst und in ihrem kuehlen Vorzelt mit Tee, Kaffee und Selbstgebackenem bewirtet. Die Beiden erzaehlen uns, dass sie sich erst seit 16 Jahren kennen. Nachdem Joans Mann verstorben war, brauchte sie auf ihrer Farm Hilfe im Garten und rund ums Haus. Ihre Kinder haben ihr vorgeschlagen sie solle Jo fragen. Verschmitzt erzaehlt sie uns, dass sie Jo am Anfang nicht ins Haus gelassen hat und ihm Kaffee nur draussen serviert hat. Man weiss ja nie und ausserdem, was sollen die Nachbarn denken. Nachdem sie sich eine zeitlang kannten, hat Joan ihm dann erzaehlt, dass sie sehr gerne mehr von Australien sehen wuerde. Also haben die Zwei einen Wohnwagen gekauft und sind aufgebrochen um immer mal wieder fuer ein paar Wochen oder Monate ihr Land zu bereisen. Wir geniessen den Nachmittag mit den Beiden und sie erzaehlen uns viel ueber die Gegend und ihre Reisen. Wir haben den Eindruck, dass sie sehr gluecklich sind im hohen Alter nicht alleine zu sein und miteinander zu reisen. Zum Abschied werden wir noch herzlich umarmt und gekuesst. Was fuer eine tolle Begegnung!

In der Nacht ist es kaum abgekuehlt und eine Horde Grillen (die Tierchen, nix BBQ) die sich unter unserem Zelt eingenistet haben und um uns herum in Mauerwerk und Baum sitzten, lassen uns die halbe Nacht nicht schlafen. Nix romantisches Grillenzirpen...einfach nur nervtoetend. Geraedert stehen wir auf um 6 Uhr auf um durch den halben Ort zur einzigen Telefonzelle zu gelangen und taetigen einen Anruf nach Deutschland um mit Guido und Dieter die Details fuer ihren Besuch in Australalien abzuklaeren. Die Beiden werden uns Ende Februar in Melbourne besuchen kommen und dann heisst es fuer eine Zeit gemeinsam durch das Land reisen. Vertraute Gesichter aus der Heimat...darauf freuen wir uns schon sehr.

Gegen 9 Uhr heisst es dann wieder aufs Rad...jeder auf dem Platz wuenscht uns angesichts des heftigen Windes der bereits seit dem fruehen Morgen blaest viel Glueck...das koennen wir nicht gebrauchen...Rueckenwind...das waere es. Bereits nach wenigen hundert Metern entledigen wir uns der langaermligen Radklamotten. Es ist bedeckt, aber drueckend heiss. Der Wind pustet was er kann, doch die Goetter des Windes meinen es heute fast den ganzen Tag gut mit uns. Ueberwiegend von der Seite weht er heute. Doch Abkuehlung bringt er nicht...eher das Gegenteil. Da er aus dem Landesinneren kommt bringt er die Hitze der Wueste runter zur Kueste. Bei mancher Windboe haben wir das Gefuehl, dass es uns die Haare versengt. Als dann noch die Sonne durch die Wolken bricht, sind wir froh ueber jeden Baum, der ein wenig Schatten auf die Strasse wirft. Wir fuehlen uns wie im Lied von Midnight Oil..."Holden wrecks and boiling diesels, steam in 45 degrees"...bei uns kochen jedoch nicht der Diesel, sondern das Wasser in den Trinkflaschen. Kurz vor unserem heutigen Tagesziel wuenschen wir uns nur noch eines...dass aus einer rosa Wolke der Coca-Cola-Truck auftaucht und uns ein eiskaltes zuckerhaltiges Erfrischungsgetraenk gereicht wird. Doch wie das so mit Wuenschen ist...weder taucht der Cola-Truck auf, noch haelt jemand in seinem klimatisierten RV an und bietet uns das Gewuenschte an. Mit gluehendem Kopf und den letzten Schlucken warmen Wassers strampeln wir nach Millicent.

Es kuehlt erst in der Nacht ab und faengt...oh Wunder...an zu regnen...und es hoert auch am Morgen nicht auf. Wir dachten dies sei Australien und es wuerde niemals regnen. So sitzen wir in der Kueche des Campingplatzes und warten auf eine Regenpause um unser Zelt abzubauen und die Fahrraeder zu beladen. Die Haelfte der unspektakulaeren Strecke nach Mount Gambier legen wir dann bei Regen zurueck. Kurz vor der Stadt haelt ein Farmer (Larry sein Name) mit seinem rostigen Pickup an und fragt uns, ob wir die Raeder hinten draufschmeissen wollen und er uns einen Lift in die Stadt geben soll. Wir lehnen lachend ab und Larry faehrt los, wobei er uns noch ein "Enjoy your stay in Australia!" zuwirft. Das sind die Dinge von denen wir ansonsten nur in Buechern gelesen haben und "yes, wir geniessen den Aufenthalt hier."

Doch auf dem Campingplatz in Mount Gambier erleben wir auch die andere Seite Australiens...(dramatisches Licht und fluesternde Stimme)die dunkle und gefaehrliche...ja sogar toedliche Seite. Eben noch hatten wir darueber gesprochen, dass wir nicht das Gefuehl haben, dass wir hier auf den Campingplaetzen in der Stadt irgendein gefaehrliches australisches Wildlife auf uns warten koennte, als Uwe ploetzlich in den Tiefen seines Rucksackes etwas schwarzes Krabbeln sieht...eine Spinne...etwa so gross wie ein halber Daumen mit einem weissen Punkt am Ende des Hinterteils. Hmmm, schon mal was davon gehoert? Da wir keine Spinnenexperten sind, gehen wir in den naechsten Buchladen und schlagen in einem Buch "Die Spinnen Australiens nach." Funnel Web Spider (gulp)...nee, das war sie nicht...ausserdem ist nur die Sydneyvariante toedlich? Redbackspider...nur der Biss der weiblichen Spinnen kann toedlich enden. Nee, rot war sie ja auch nicht. Ooops...die Whitetailspider...ja so sah sie aus...der Biss ist nicht toedlich?...Schwindel, Ohnmacht, Erbrechen und ein Absterben der Haut um die Bissstelle herum sind die Symptome...na dann...dann vielleicht doch wieder mehr schauen wo man hingreift...da sind einem Baeren ja fast noch lieber.

Von Mount Gambier sind wir dann nach Port Mac Donnell aufgebrochen, dem "Southern Rock Lobster Capital" (ab 100 AUD (etwa 63 Euronen) kann man so ein possierliches Tierchen hier verspeisen). Wir haben es dann gelassen und uns lieber den suessen Sachen hingegeben. Carrotcake und ein Apfelmuffin...mit Blick ueber den Hafen und das Meer...yummie. Dort hiess es erst noch mal entspannen, bevor wir die naechsten 35 km nach Nelson voll in den Gegenwind fuhren. Von allen Seiten bekamen wir mitleidige und aufmunternde Worte zugerufen und dass der Wind in den naechsten Tagen weniger werden soll... Auf dieser Etappe hat sich Simone dann zum ersten mal auf dieser Reise den ipod angemacht und ist losgestrampelt. Froehlich und gut gelaunt kurbelten wir Kilometer um Kilometer. 5 km vor Nelson war es dann aber genug mit der guten Laune. Schimpfend und schnaubend fluchte Uwe vor sich hin..."dieser verdammte Wind...ich kann ihn nicht mehr hoeren..." und schob sich den Gehoerschutz in den Ohrgang um nicht taub zu werden. Aber natuerlich sind wir auch diesmal angekommen. Nelson ist ein verschlafenes kleines Nest und liegt am Rande des Lower Glenelg Nationalparks. Hier haben wir die Princess Margaret Rose Cave (Tropfsteinhoehle) besucht und unser erstes Wallabie ist auf dem Campingplatz an uns vorbeigehuepft. Ansosten lagen sie nur in nicht mehr ganz taufrischem Zustand als Roadkill am Strassenrand. Mit grossen Augen haben wir es bestaunt und waren ganz begeistert. Nachts kamen dann ploetzlich ein Dutzend dieser putzigen Kerlchen aus dem Gebuesch. Neben unserem Zelt hoerten wir sie laut schmatzen. Eins stolperte gar ueber ein Abspannseil. Mahlzeit!

Von Portland nach Port Fairy sollte es eine gemuetliche 72 km lange Etappe werden. War es auch...bis uns der freundliche Herr vor dem Schild "Road Closed" erklaerte, dass ein Holzlaster auf einer Bruecke umgekippt sei und die Strasse nach Port Fairy gesperrt sei. Wir sollten dieser Strasse dort "a couple of miles" folgen und dann nach rechts abbiegen. Gesagt getan...unterwegs zum ersten Rechtsabbiegen fiel uns dann wieder mal ein, dass die Angaben wie z.B. "a couple of ks" oder "a 20 minute ride" metrisch relativ ungenau und fuer Radfahrer absolut ungeeignet sind. "A couple of ks" sind also etwa 7km (bis zum ersten Rechtsabbiegen) und die spassige Umleitung waren 26 km laenger als die geplante Route. Die Strasse war auf etwa 27 km eine kleine, oft viel zu enge Nebenstrasse, wo die Autos und LKWs auf den ungeteerten, geschotterten Seitenstreifen auswichen...allerdings ohne abzubremsen. Augen zu und Staubfressen war die Devise an diesem Tag...und runter von der Strasse, wenn einer der riesigen LKWs anbrauste. So muss es wohl in Afrika zugehen. Nicht wirklich zum Lachen, aber lustig war es trotzdem. Vor allem die Blicke der Dame an der Rezeption des Campingplatzes, als wir mit unseren staubigen Gesichtern nach einer Campsite fragten. In Port Fairy gab es Belohnung dafuer eine Portion Fish and Chips beim besten Fish and Chips Laden von ganz Victoria (laut eigener Werbung). Yummie!

Wir brechen auf Richtung Warnambool und zum Beginn der "Great Ocean Road". Die nicht sehr abwechselungreiche Fahrt wird in Warnambool nur durch einen Besuch bei ALDI unterbrochen. Der Laden sieht 1:1 aus Deutschland importiert aus. Sogar die Regale scheinen dieselben zu sein. Das Sortiment ist allerdings eher auf den australischen Geschmack zugeschnitten. Auch Marmite und Veggiemite werden verkauft...der Geschmack dieses Brotaufstriches ist mit Maggi vergleichbar und wird hier auch schon gerne als Butterersatz am fruehen Morgen verzehrt. Gewoehnungsbeduerftig sagen die einen, die anderen sagen...wuerg. Wir koennen jedoch ein deutsches Pumpernickel erstehen und freuen uns schon auf ein leckeres Kaesebrot. Simone kauft natuerlich auch noch einen Vorrat an Haribo ein.

Dann biegt die G.O.R. vom Princes Highway ab. Wir sind gespannt was uns erwartet. Doch davon spaeter..

01.02.2010 Kingston S.E. (South Australia)

Hallo zusammen! Endlich haben wir es geschafft neue Berichte und Bilder zu Neuseeland (weiter unten bei New Zealand zu finden) und den Beginn unserer Tour in Australalien einzustellen. Here we go!

Am 24.01.10 heist es frueh aufstehen, um rechtzeitig am Flughafen zu sein. Wir haben den Shuttlebus fuer 5:30 Uhr bestellt, damit wir um 6:00 Uhr am Flughafen sind. Natuerlich kommt der Fahrer 25 Minuten zu spaet und wir werden schon ziemlich nervoes. Der indische Taxifahrer schlaegt vor die Raeder unten in seinen Anhaenger zu legen und die Koffer der anderen Passagier oben drauf zu werfen. Ja, gehts noch! Schnell machen wir ihm klar, dass die Kartons auch aufrecht rein passen und so geht die Fahrt zum Flughafen mit ordentlicher Verspaetung los. Etwas nervoes rollen wir zum Check-In, aber oh Wunder, die Raeder und unser Gepaeck werden ohne Probleme eingecheckt.

Am Sonntagmorgen um 10:35 Uhr betreten wir dann australischen Boden. Erstaunlich schnell bekommen wir unsere Fahrraeder und unser Gepaeck und dann gehts zum Zoll. Hier werden wir erstmal gruendlich durchgecheckt. Zelt, Fahrraeder, Trekkingstoecke, Schuhe... die wollen echt alles sehen. Diesmal hat sich das Putzen wenigstens gelohnt. Dann endlich werden wir in die Freiheit entlassen. In der Ankunfsthalle werden wir schon freudig von unseren warmshowers-hosts David und Noelene empfangen. Die Beiden begruessen uns herzlich und dann geht es mit unseren Fahrradkartons und dem ganzen Gepaeck erst mal nach draussen. Die Temperaturen unterscheiden sich doch deutlich von Neuseeland, da uns Adelaide mit 35 Grad Celsius empfaengt. Wir haben Glueck, da Adelaide dafuer bekannt ist im Sommer gerne die 40 Grad Marke zu ubersteigen. Das waere uns fuer den Anfang dann doch ein bisschen zu heiss geworden. Vor dem Flughafen montieren wir die Raeder wieder zusammen und David ist ganz begeistert von unserer deutschen Gruendlichkeit. Er findet es sehr heiter, dass wir die Pedale in Plastikbeuteln und Papier eingewickelt haben und will dies abends unbedingt seinem deutschen Freund Burkhardt berichten.

Nachdem die Raeder beladen sind, radeln wir gemeinsam die 6 km bis in die Stadt. Diesmal begrusst uns der neue Kontinent zwar nicht mit einem Feuerwerk, aber dafuer ist Lance Armstrong nach Adelaide gekommen... o.k., o.k. er ist nicht wegen uns da, sondern wegen der "Tour down under". Wir schauen uns die letzte Etappe der Tour an und koennen uns zum Schluss ueber einen deutschen Sieger freuen. Andre Greipel heisst der schnellste Mann im Rennen. (Zu unserer Schande kannten wir ihn leider nicht, haben aber immer munter genickt, wenn uns jemand auf den deutschen Radsportler angesprochen hat.)

Wir verbringen 2 Tage mit David und Noelene und geniessen ihre hervorragende Gastfreundschaft. Sie haben zum Abendessen ihre sympatischen deutschen Freunden Herta und Burkhardt eingeladen und so wird es ein heiterer Abend, an dem viel ueber Fahrraeder und Australien geredet wird. David hat ein koestliches Essen gezaubert und wir fallen muede und gluecklich nach einem langen Tag ins Bett.

Am naechsten Tag unternehmen wir einen Ausflug mit dem Auto nach Hahndorf, einem Ort wo sich im 19. Jahrhundert viele Deutsche niedergelassen haben. In einem Park zaubert Noelene ein tolles Picknick hervor und wir unternehmen noch einen kleinen Streifzug durch den Ort. Uwes Augen bleiben sofort an einem Schild kleben: Bienenstich!!!

Als wir die kleine Baeckerei betreten wollen, kommen uns schon unsere Gastgeber entgegen und erklaeren uns, dass sie den Nachtisch fuers Dinner schon gekauft haetten. Bienenstich! Aber Uwe nimmt sich schnell noch ein Stueck mit auf die Hand, man weiss ja nie, wann es wieder was zu essen gibt.

Am 26.01 ist Australia Day und wir radeln in die Stadt, um uns ein bisschen umzuschauen. Adelaide macht einen sehr gepflegten und ordentlichen Eindruck und wird auch als die "City of churches" bezeichnet. Die Australier haben sich ordentlich rausgeputzt mit Australien-Hueten, Australien-T-Shirts, Australien-Flaggen... und uberall in der Stadt ist was los. Gegen Abend ziehen wir dann zu unseren zweiten warmshowers-hosts um, da David und Noelene Besuch aus Sydney bekommen haben. Diesmal steigen wir bei Dave, Carolyn und ihrer Tochter Lauren ab. Dave und Carolyn sind begeisterte Radsportler sowohl auf dem Rennrad, als auch auf dem Mountainbike und so geht uns der Gespraechsstoff nicht so schnell aus. Den naechsten Tag nutzen wir noch um unsere Ausruestung vorzubereiten und dann geht es endlich wieder auf die Raeder. Auf nach Sydney!

Am Morgen wartet erst mal ein ordentlicher 10 km Anstieg auf uns, um uns aus Adelaide herauszubringen. Die Landschaft unterscheidet sich vollkommen von allem was wir bisher auf unserer Reise gesehen haben. Die Hitze, der Geruch der Eukalyptusbaueme, die kreischenden Voegel...wir sind von unserem Start in Austalien vollkommen begeistert. Nach ein paar Kilometern entdeckt Uwe einen Koalabaeren in einem Baum. Schlaefrig schaut er zu uns hinunter, wie wir voller Verzueckung um den Baum springen und ihn von allen Seiten anschauen. Die lieben Kerlchen schlafen ca. 18 Stunden am Tag und so wollen wir ihn von seinem wohlverdienten Nickerchen auch nicht laenger abhalten. Als wir weiterfahren dreht er noch mal kurz das Koepfchen, um uns hinterherzuschauen.

Unsere Gastgeber in Adelaide hatten uns bestens mit Informationen und Karten versorgt und so geniessen wir die Landschaft abseits der grossen Strassen bis nach Strathalbyn. Es ist eine huebsche kleine Stadt mit vielen Haesern im Kolonialstil. Der naechste Tag fuehrt uns nach Menningie. Die ersten 50 km sind schnell bis zur Mittagspause abgeradelt, aber dann wendet die Strasse sich nach Sueden und wir stemmen uns fuer die naechsten Stunden in den Gegenwind. 45 km koennen da sehr, sehr lang werden...An diesem Tag sehen wir zum ersten mal Schwaerme von Kakadus, Pelikane die an einem See sitzen und ausgetrocknete Salzseen. Auf den naechsten 150 km zwischen Menningie und Kingston gibt es keinen Ort wo man ubernachten koennte und so schlagen wir unser Zelt am 42 Mile Crossing im Coorong Nationalpark auf. Zum Glueck gibt es ein wenig Wasser und so koennen wir nach einem heissen und staubigen Tag wenigstens ein kurzes Bad in unserer Faltschuessel nehmen.

Am naechsten Tag laufen die ersten 45 Kilometer wie geschmiert. Nach 2 Stunden Fahrzeit gibt es einen fruehen Lunch und weiter geht es...und schon dreht die Strasse in den Gegenwind. Diesmal sind es "nur" 25 Kilometer, die uns unseren Schnitt wieder gruendlich verwehen. Nach 2 Stunden weiterer Fahrzeit erreichen wir den Riesenlobster am Ortseingang von Kingston... dem Tor zu den suedoestlichen Haefen.

So, bis demnaechst. Gruesse ins verschneite Deutschland.